AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Natürlich klingt es verführerisch, wenn ein Hebel von 100 eine
Verdoppelung des Kapitals verspricht, falls das Underlying nur um
ein Prozent in die richtige Richtung läuft. Zu oft bewegen sich
die Märkte aber nicht wie gewünscht – das eingesetzte Kapital ist
innerhalb kürzester Zeit verloren. Dabei ist ein hoher Hebel per se
nichts Verwerfliches. Entscheidend ist nur, wie man ihn einsetzt.
Achten Sie daher viel mehr auf den Handelsgegenwert der verschiedenen
Instrumente und nutzen Sie den Hebel für das Money
und Riskmanagement. KO-Zertifikate haben in der Regel ein
Bezugsverhältnis von 0,01. Mit 100 Zertifikaten wird der DAX so
nachgebildet, dass ein Indexpunkt einem Euro entspricht. Der Anleger
bewegt also mit 100 Zertifikaten aktuell rund 12.300 Euro,
obwohl er nur einen Bruchteil dessen tatsächlich für den Kauf des
Zertifikates aufwenden muss. Wie hoch dieser Aufwand ist, hängt
nun vom Hebel ab. Ein Hebel von 10 sagt, dass der Kaufpreis für
100 Zertifikate ungefähr dem zehnten Teil des Handelsgegenwertes
entspricht, beim DAX also etwa 1.230 Euro. Der Knock Out
dieses Zertifikates liegt dann bei circa zehn Prozent unter dem
jeweiligen DAX-Niveau – derzeit bei knapp 11.100 Punkten.
Hier beginnt das Money Management: Der Trader sollte sich fragen,
wieviel von diesen 1.230 Euro er zu verlieren bereit ist, falls
der Markt nicht in die prognostizierte Richtung läuft. Legt er diesen
Betrag auf 300 Euro fest, sollte der Stop Loss für jedes der 100
Zertifikate aus unserem Beispiel bei 9,30 Euro liegen.
Eine andere Herangehensweise wäre, gleich ein Zertifikat zu kaufen,
das nur circa drei Euro kostet. Beim Kauf von wiederum 100
Zertifikaten entspricht der Anlagebetrag
exakt dem oben angenommenen maximalen
Verlust. Dieses Zertifikat hat aber einen
Hebel von etwa 40. Es erfährt seinen
Knock Out bereits, wenn der DAX unter
12.000 Punkte fällt. Steigt der DAX dagegen,
gewinnt der Anleger in beiden Szenarien
pro Punkt einen Euro, also entspricht
ein Anstieg von 100 Punkten einem Gewinn
von 100 Euro. Der Hebel ergibt sich
letzlich aus dem Verhältnis des Gewinnes/
Verlustes beim Basiswert und dem beim
Zertifikat.
Nicht selten orientieren sich die Trader
jedoch mehr an der Anlagesumme als
am Handelsgegenwert und unterschätzen
so das tatsächliche Risiko. Dies gilt nicht
nur für den hier vorgestellten Handel mit
Zertifikaten, sondern auch mit CFD und
Futures. Bei diesen Geschäften wird der
Trader noch mehr dazu verleitet, größere
Risiken einzugehen, weil lediglich eine Sicherheitsleistung,
die so genannte Margin,
hinterlegt wird, anstatt dass ein bestimmter
Anlagebetrag bezahlt werden muss.
Aktives Management und große Vorsicht
sollten also die Leitfäden für Trader sein,
wenn Hebelzertifikate im Spiel sind.
Stefan Mueller
Head of Key Account
Management Trading bei
der Consorsbank
Hebel um
jeden Preis?
Bitte nein!
Die Frage nach dem größtmöglichen Hebel von Derivaten begegnet
mir auf fast allen Börsenveranstaltungen.
Die Verlusttöpfe der
Privatkunden zeigen leider, dass gerade in diesem hochspekulativen
Bereich zu viel Risiko
eingegangen wird.
BÖRSE am Sonntag · II | 2018
Gastbeitrag
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