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Drohender Handelskrieg
lässt Ampel für die USA
auf gelb springen
Der aktuelle Konjunkturzyklus dauert bereits sehr lange an. Deswegen muss er sich
aber nicht zwangsläufig seinem baldigen Ende nähern. Denn tatsächlich sehen die
Indikatoren trotz der fortgeschrittenen Phase recht gut aus, wenn wir uns die Daten
näher anschauen.
Die Bestimmung, wie nahe ein Land sich am
Ende des aktuellen Konjunkturzyklus befindet,
kann einfach und wirksam in Form
einer Ampel erfolgen. Ist alles in Ordnung,
steh die Ampel auf Grün. Am unteren Ende
dieses Ampelsystems findet sich der Indikator
„surprise or shock to the system“, der auf Gelb
oder gar auf Rot steht. Es braucht jedoch weit
mehr, um die wirtschaftliche Gesamtsituation
am Rande einer Rezession oder in eine solche
übergehen zu sehen. Als Beispiel kann hier
das Brexit-Referendum des Vereinigten Königreiches
genannt werden, wo über Nacht die
Ampel von Grün auf Rot umgestellt wurde.
Dennoch ist das Vereinigte Königreich nicht
in eine Rezession gerutscht. Der Grund dafür
liegt in der außerordentlich guten Aufstellung
des Bankensystems und der daraus resultierenden
Fähigkeit, schlechte Nachrichten aufzufangen.
Anders hätte dies dagegen ausgesehen,
wenn die Ampel bereits vorher auf gelb
oder rot gestanden hätte. In diesem Fall hätte
der Brexit wahrscheinlich eine Rezession ausgelöst.
Aus aktuellem Anlass haben wir unsere
für die USA vormals grüne Ampel beim
Indikator „Surprise or Shock to the system“
auf gelb umgestellt. Dies hat zwar nur eine
Warnfunktion und ist zudem noch weit von
einer weiteren Umstellung auf rot entfernt, aber sie bedeutet auch,
dass die Marktteilnehmer nun wachsam sein zu müssen.
Drohender Handelskrieg löst Warnmeldung aus
Als Ursache der Umstellung unseres Ampelsystems von grün auf gelb
ist die Möglichkeit eines drohenden Handelskrieges zu nennen. Kurzfristig
gesehen wirken protektionistische Maßnahmen ausschließlich
inflationär, was an sich auf die Verschärfung der finanziellen Bedingungen
einen zusätzlichen Druck ausüben dürfte. Wenn jedoch als
Reaktion auf die Einführung der US-Strafzölle die globalen Reaktionen
eskalieren und in Folge dessen Gegenzölle erhoben werden,
dürfte dies sicherlich das globale Wachstum empfindlich treffen.
Welche Auswirkungen dies auf die Weltwirtschaft haben könnte, ist
im aktuellen Stadium allerdings schwer zu sagen. Anleger tun jedoch
gut daran, die weitere Entwicklung genau zu beobachten.
Die Reaktion auf den überraschenden Rücktritt von Gary Cohn,
vormals Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, war
bisher überwiegend gedämpft. Allerdings wirft sein Abgang die
Möglichkeit auf, dass Trump noch weitere Maßnahmen ergreifen
könnte, die der Markt nicht gut verkraften wird. Deshalb besteht die
Möglichkeit, dass Gary Cohn nicht daran interessiert war, Teil eines
politischen Fehlers zu sein.
Während für die Märkte im letzten Monat das wichtigste Thema die
Reflation gewesen ist, dürfte in diesem Monat mit aller Wahrscheinlichkeit
ein drohender Handelskrieg im Mittelpunkt stehen. Aus Investorensicht
wäre es höchst wünschenswert, wenn die Ampel wieder
auf grün zurückspringen könnte.
Gastbeitrag
BÖRSE 18 am Sonntag · II | 2018
Mark Holman
CEO von Twentyfour
Asset Management