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Spielball Innogy –
Das riskante Manöver
der Energieriesen
E.ON und RWE wagen die Neustrukturierung und läuten eine Zeitenwende in der
deutschen
Energiebranche ein. E.ON will sich in Zukunft verstärkt auf Stromnetze und
-vertrieb konzentrieren, RWE auf die Erzeugung. Dabei wird vor allem Innogy zum Spielball
zweier Großkonzerne, die beide händeringend nach Erfolgserlebnissen suchen. Ob das gut
geht? Ein Blick auf große Chancen und hohe Risiken.
Man stelle sich vor, Automobilhersteller
dürften plötzlich keine herkömmlichen
Motoren mehr bauen, Fleischer auf einmal
nur noch Vegetarisches verkaufen, ein Speditionsunternehmen
von jetzt auf gleich
keine LKWs mehr für den Warenverkehr
nutzen. Klingt verrückt? Den deutschen
Stromversorgern ist genau so etwas passiert.
Im Zuge der Fukushima-Katastrophe
beschloss die deutsche Bundesregierung im Juni 2011 kurzerhand
den deutschen Atomausstieg. Mit Blick auf Klimawandel und
CO2 -Belastung geistert zudem immer wieder auch ein Ende der
Kohlestromproduktion auf deutschem Boden durch die Köpfe von
Politik und Gesellschaft.
Doch auch ohne Kohleausstieg wurde mit der Abkehr von der
Kernenergie den großen deutschen Stromversorgern ohne Vorwarnung
ein Großteil ihrer Geschäftsgrundlage entrissen. Die Folge
waren hohe Abschreibungen, Gewinneinbrüche, rote Zahlen und
ein Kurssturz an der Börse. Im Dezember 2007 waren die Anteilsscheine
von E.ON und RWE noch über 48 und rund 95 Euro
wert gewesen. Dann kam die Finanzkrise, und wegen der bald
folgenden Energiewende blieb die Erholung der Kurse aus. So ging
es zwischenzeitlich auf sechs beziehungsweise zehn Euro bergab.
Die einstigen Gewinnmaschinen und Anleger-Lieblinge wurden
mehr oder weniger zum Sanierungsfall.
Eine komplette Neuaufstellung
Wirklich bahnbrechend saniert wurde seither allerdings nicht
mehr, die Unsicherheit war zu groß. Einzig der Atomkompromiss
mit der Bundesregierung, in dessen Zuge der deutsche Staat gegen
eine milliardenschwere Einmalzahlung der Konzerne die Langzeithaftung
für den Ausstieg aus der Kernenergie übernahm, und
Unternehmen des Monats
EON Stand: 23.3.2018
BÖRSE 26 am Sonntag · II | 2018