Chefs: Stephan Sturm muss vorzeitig gehen.
Bei Fresenius gibt es zahlreiche Problemfelder,
für die der Aufsichtsrat wohl schon länger eine
neue Hand wollte. Hier sahen Fondsmanager
die Logik im Geschehen und reagierten hoff-nungsfroh.
Womöglich verfrüht: Die Fresenius-
Aktie machte einen kurzen Hüpfer und versank
dann wieder in Trübsinn.
Generell sind inspirierende Manager schwer zu
finden. Die wenigen, die es zu geben scheint,
können sich die Jobs aussuchen: „Die Zahl der
qualifizierten Führungskräfte nimmt stark ab.
Wir haben inzwischen ganz eindeutig einen
Kandidatenmarkt“, sagt der Personalberater
Marco Henry Neumueller. Dies gilt nach Er-kenntnissen
von Arbeitsmarkexperten schon
für mittleres Management und die Fachebene,
wo um die 120.000 Euro im Jahr verdient wer-den.
Der Deutsche Industrie- und Handels-kammertag
sieht Düsteres voraus: „Neben dem
Fachkräftemangel steuert unsere Wirtschaft
auch auf eine Unternehmerknappheit zu“, sagt
DIHK-Präsident Peter Adrian.
Trübsal allerorten
Weder bei VW, noch Adidas oder Fresenius
herrscht Euphorie etwa bei den Anlegern. Dies
mag ein Hinweis darauf sein, dass mit dem
Chefwechsel allein derzeit noch keine Lor-beeren
zu ernten sind. Die Investoren sehen
die zahlreichen Probleme, die schlichtweg von
Umständen außerhalb der Firmen verursacht
werden.
In den letzten beiden Jahren kam da allerdings
ungewöhnlich viel an unbekannten Heraus-forderungen
zusammen. Die teils widersprüch-lichen,
in jedem Fall aber einschneidenden
Veränderungen im Zuge der Pandemie, mit
Lockdowns und Kundenschwund und aus-bleibenden
Lieferungen taten das Ihre. Aus der
Situation geht es nun nahtlos in inflationäre
Zeiten, eine wahrscheinliche Stagnation der
wirtschaftlichen Entwicklung (die gefürchtete
Stagflation) hinein. Krieg und Rohstoffpreise
bleiben Thema. Manche Branchen werden
verlieren, Unternehmen ganz verschwinden –
andere können überraschend zu Gewinnern
der Umstände werden; nur, wer das sein wird,
das weiß man nicht so genau. Das berüchtigte
Wort vom „auf-Sicht-Fahren“ trifft hier mut-maßlich
einmal zu. Das ist aber nicht das, was
Unternehmen von ihren Topleuten erwarten.
Und diese von sich selbst wohl auch nicht.
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Schreiben Sie gerne direkt an den Autor
Reinhard Schlieker unter
schlieker@boerse-am-sonntag.de
ZAHL DES MONATS
7,6
Billionen Euro
Geldvermögen haben die Menschen
in Deutschland insgesamt.
So hoch war es noch nie.
TERMINE DES MONATS
06.09.2022 DE Verarb. Gew. Auf
tragseingangs- und
Umsatzindex 07/2022
08.09.2022 EWU EZB, Ergebnis
der Ratssitzung
13.09.2022 USA Verbraucherpreis-
index (CPI) August
20.09.2022 DE Index der Erzeuger-
preise August 2022
21.09.2022 USA Fed, Zinsbeschluss
der Ratssitzung
20./21.09.
29.09.2022 USA BIP Q2/2021
(dritte Schätzung)
29.09.2022 DE Verbraucherpreis-
index (vorläufig)
September 2022
Foto: Porsche
Der Neue: Oliver Blume folgt auf Herbert Diess bei VW.
5
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