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Staaten zusammen und gemeinsam steuerte
man die Preise. Der historische Schulterschluss
zwischen Russland und Saudi-Arabien, die sich
zuvor niemals auf eine Linie verständigen konnten,
verhinderte den sonst fälligen Preisrutsch,
weil diesmal keiner den anderen ausstechen
wollte.
Die Energie-Förderer sind so die Gewinner:
Von der russischen Gazprom bis zu Saudi
Aramco, von BP bis Shell, von Chevron bis Total
– die Kurse der Energielieferanten liegen seit
den vergangenen sechs Monaten satt im Plus.
Zwar ist sich eine Mehrheit der Analysten einig,
dass der Preisanstieg unmöglich so rasant
weitergehen kann, weil die teuren Energiepreise
weit oben auf der politischen Agenda stehen.
Bislang aber rollt die Welle, und wer auf ihr
surft, ist der Gewinner. Möglicherweise ist auch
noch nicht alles ausgereizt: Die Rohstoff-Analysten
der Bank of America etwa erwarten, dass
der Ölpreis Mitte 2022 auf bis zu 100
Dollar
pro Fass steigt. Sie sind mit dieser Prognose
allerdings in der Minderheit. Ein Großteil der
Beobachter geht eher von einer Überversorgung
aus, die in diesem Jahr zu sinkenden Preisen
führen werde.
Noch aber sind Investments in Öl und Gas
attraktiv. Aktien sind dabei ein Mittel, vom
Boom zu profitieren. Der Finanzchef von
Chevron
hat das jüngst öffentlich vorgerechnet:
Sein Unternehmen erwirtschaftet bei
einem Durchschnittspreis von 60 Dollar pro
Barrel über einen Zeitraum von fünf Jahren
einen freien Cashflow von 25 Milliarden Dollar
– nach Investitionen und Dividenden. Liegt
der Ölpreis im Schnitt zehn Dollar höher, verdoppelt
sich der Bestand frei verfügbaren Kapitals
auf 50 Milliarden Dollar. Davon profitieren
Aktionäre durch steigende Dividenden
und Kurse - allerdings nicht im gleichen Maß.
Beispielsweise blieb der Anstieg des Stoxx 600
Oil & Gas prozentual deutlich unter dem, was
Illu © unsplash - Kyle Bushnell