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Commerzbank-Aktie:
Kann man noch Geld ins Geldhaus stecken?
Für recht kleines Geld bekommt man derzeit eine Aktie der Commerzbank: Nur noch gut fünf Euro müssen
aus dem Schweinderl geholt werden, dann ist man ebenbürtiger Teil-Eigentümer neben so illustren Adressen
wie Bundesrepublik Deutschland, Blackrock, Cerberus und Norge Bank.
Ebenbürtig in dem Sinne, dass man, wenn man den Kursverlauf
etwa der letzten drei Jahre ansieht, ordentlich durchgeschüttelt
wird. In der Zukunft soll das, so sagt es Manfred
04 BÖRSE am Sonntag · 06/21
Knof als neuer Chef des Ganzen, natürlich
besser werden. Aber auch 2017
hatte man Pläne – es hat nicht gereicht.
Besonders bitter die Abschreibungen
auf den Goodwill im vergangenen Jahr
und zuvor, Dresdner-Bank-Übernahme
das Stichwort: Knof kennt den damaligen
Verkäufer recht gut, denn er arbeitete
schon für ihn: Allianz der Name.
20 Jahre war er dort und die Dresdner
kennt er natürlich auch noch, und bis
vor kurzem die Deutsche Bank. Dass
er von dort kommt, ist im Frankfurter
Finanzbiotop keine Empfehlung, denn
die Commerzbanker sind ein eigener Schlag. Frohe Kunde
hatte Knof für sie auch sonst nicht, denn 10.000 Arbeitsplätze
werden im Rahmen der nun fälligen weitergehenden Sanierung
entfallen. 2500 sollen aufgebaut werden, allerdings nicht
in Deutschland, sondern bei den aufstrebenden östlichen
Nachbarn.
In der Heimat hingegen steht der wohl einschneidenste Umbau
an. Fast eine Blaupause die nun wieder in den Konzern
integrierte Comdirect: Die neue Commerzbank soll digitaler
werden, online heißt wie üblich das Zauberwort, es werden
Filialen geschlossen und andere abgespeckt. Nach den
Vorstellungen der Bankmanager dient eine Filiale draußen
im Lande in Zukunft eher der Anbahnung von Online-Bekanntschaft
mit dem Angebot der Commerzbank, so eine Art
IT-Beratung für Kunden, die sich nicht
trauen. Holzgetäfelte Beratung gibt es
sowieso schon nicht mehr. Ob der stets
umworbene Mittelstand mitzieht, bleibt
abzuwarten. In Coronazeiten allerdings
hat das Onlinegeschäft so seinen
Charme, etwas sarkastisch könnte man
die Strategie auch nennen: Die Krankheit
zur Waffe machen.
Die Vorzüge des Onlinebanking liegen
auf der Hand, wenn kaum jemand vor
die Tür geht. Das Risiko für die Commerzbank,
die allerdings schon in diesem
Jahr operativ wieder gut verdienen will: Dass so mancher
gute Kunde nicht mitmacht (und dies nicht etwa nur, weil es
die berühmten Funklöcher und eine etwas beklagenswerte Internetverbindung
tatsächlich gibt auf dem Lande). Die Comdirect
hatte vorgemacht, dass es klappen kann, auch Vermögensberatung
online zu veranstalten, Beratung ebenso – natürlich
gegen Bezahlung. Die Bank plant ohnehin höhere Preise, auch
für Privatkunden natürlich. Und will dann konsequenterweise
schon im übernächsten Jahr wieder Dividenden zahlen.
Das Gelingen der Pläne hängt gerade bei der Commerzbank
von sehr vielen Faktoren ab, und der neue Chef wird mitunter
Schliekers Börsenjahr
SCHLIEKER