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Der teuerste
Botticelli
Ein Porträt des italienischen Renaissance-Malers ist zum Rekordpreis von 92,2 Millionen Dollar bei Sotheby’s
in New York versteigert worden.
Der Blick des jungen Mannes ist klar und fokussiert. Sein leicht gewelltes
helles Haar rahmt die hellen Augen, die gerade Nase und die
geschwungenen Lippen ein. Er lächelt nicht, blickt selbstbewusst nach
vorne, während er ein großes Medaillon in den Händen hält. Auf
goldenem Grund zeigt es das Bild eines alten Mannes mit langem
grauem Bart und Umhang – wohl ein Heiliger, der die Hand zum
Segensspruch erhebt. Der Jüngling trägt eine dunkelblaue kostbare
Tunika, die ihn als Mann aus gehobenem Haus ausweist. Im blauen
Fensterrahmen hinter ihm öffnet sich der Himmel in lichtem Blau.
Die Szene entstammt dem Porträt “Young man holding a roundel“
(„Junger Mann mit Medaillon“) des italienischen Renaissance-Malers
Sandro Botticelli. Das mehr als 500 Jahre alte Werk in Temperafarbe
auf Pappelholz sorgte nun für eine Sensation auf dem Kunstmarkt:
Als Hauptwerk der “Masters Week“ beim New Yorker Auktionshaus
Sotheby’s wurde es kürzlich für 92,2 Millionen Dollar verkauft. Rekord.
Das Porträt des jungen Mannes mit Medaillon ist der teuerste
40 BÖRSE am Sonntag · 06/21
Botticelli, der bislang unter den Hammer kam.
Sandro Botticelli (1445-1510) war einer der bedeutendsten italienischen
Maler und Zeichner der Frührenaissance, insbesondere
wegen seiner herausragenden Porträtkunst. Der Florentiner
führte eine große Werkstatt, in der neben Porträts Gemälde von
christlichen Szenen und Darstellungen aus der antiken Mythologie
entstanden. Berühmt sind seine Gemälde „Geburt der Venus“
(ca. 1485/86) und „Der Frühling“ (etwa 1482/1487), beide
Großwerke der Kunstgeschichte sind in den Uffizien in Florenz
ausgestellt. Das Botticelli-Porträt „Junger Mann mit Medaillon“
entstand Experten zufolge rund um die Jahre 1470 und 1480.
Nur rund zwölf Bilder des florentinischen Meisters sind heute
noch erhalten, die meisten davon befinden sich in Museumshand.
Dass nun eines der raren Güter bei einer Auktion den
Eigentümer wechselte, sorgte daher für die wohl größte Kunstmarkt
Sensation der vergangenen Jahre.
Entsprechend gewaltig waren die Erwartungen bereits im Vorfeld.
Bei der Altmeister-Woche von Sotheby’s in New York rief das Aktionshaus
70 Millionen Dollar für das Botticelli-Porträt auf. Bei
der Online-Versteigerung erzielte das Bild letztlich 80 Millionen
Dollar, mit Gebühren und Kommissionen lag der Gesamtpreis bei
92,2 Millionen Dollar (etwa 76,5 Millionen Euro). Der erfolgreiche
Bieter war per Telefon mit dem Londoner Sotheby's-Büro
verbunden gewesen. Damit führt das Porträt zwar nicht die Liste
der teuersten Gemälde weltweit an, wo „Salvador Mundi“ von Leonardo
da Vinci mit 450,3 Millionen Dollar den Spitzenplatz hält,
es gilt aber dennoch als eines der teuersten Porträts. Immerhin
sichert sich das Botticelli-Werk den ersten Rang bei den teuersten
je bei Sotheby's versteigerten Alten Meistern sowie einen Rang im
vorderen Bereich der Top Ten in diesem Segment bei Auktionen
insgesamt. Zum Vergleich: „Junger Mann mit Medaillon“ übertrumpfte
die Porträts „Adele Bloch-Bauer II“ von Gustav Klimt
(2006 verkauft für 87,9 Millionen Dollar) und „Dr. Gachet“ von
Vincent van Gogh (1990 verkauft für 82,5 Millionen).
Nach Angaben des Auktionshauses handelt es sich beim Botticelli
Porträt um „eines der bedeutendsten Renaissance-Gemälde
im Privatbesitz“. „Mit diesem Bild“, sagt Christopher Apostle,
Vermutliches Selbstbildnis Botticellis