AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
jedoch ohne verbindliche Überprüfung. Eine Verifizierung für das
Label ist derzeit noch freiwillig. Für Anleger ist es somit oftmals
schwierig nachzuvollziehen, in welche Projekte sie eigentlich investieren
BÖRSE am Sonntag · 31/18
Kolumne
13
und wie sich diese entwickeln.
Messbare Erfolge
Die „Climate Bonds Initiative" kann hier jedoch Unterstützung bieten:
Sie hat ein Zertifizierungsverfahren entwickelt, dass Anlegern
dabei hilft, Anleihen ausfindig zu machen, die zur Kohlenstoffreduktion
beitragen. Zudem unterstützen Entwicklungsbanken die
Erarbeitung einer gemeinsamen Struktur für Erfolgsmessung und
Berichterstattung Grüner Anleihen. Insbesondere die Weltbank ist
führend in puncto Projektüberwachung, Transparenz und Berichterstattung
über langfristige Entwicklungsergebnisse. Im Idealfall
sollte eine Grüne Anleihe den Kriterien des Impact-Investing-Ansatzes
entsprechen: Das Projekt sollte gezielt eine bestimmte Wirkung
anstreben, der Erfolg muss messbar und eine Verbindung zwischen
Ursache und Wirkung nachweisbar sein. Zusätzlich sollte mit der
Anleihe ein ökologischer Mehrwert geschaffen werden.
Bisher wird jedoch der Großteil der Erlöse aus Grünen Anleihen
für die Refinanzierung bestehender Projekte verwendet oder geht
an bereits geplante statt neue Projekte. Die verhältnismäßig geringe
Größe, die Konzentration auf wenige Branchen und große Emittenten
sowie die frühe Entwicklungsphase, in der sich der Markt
für Grüne Anleihen im Vergleich mit dem übrigen Anleihenmarkt
befindet, sind aktuell noch Herausforderungen dieses Segments.
Überschussrendite dank großer Nachfrage
Wenn die involvierten Institutionen jedoch weiterhin am Thema
Transparenz arbeiten und die Anleihen richtig strukturiert sind,
können Green Bonds auf breiter Ebene ein direkteres Engagement
in Umweltprojekte als andere Instrumente erzielen – ohne dabei
auf Rendite verzichten zu müssen. Für Anleger sind sogenannte
Grüne-Anleihen-Indizes leicht zugänglich und vereinfachen eine
erste Bewertung der Anlagen. Obwohl diese Indizes noch keine
standardisierten Kriterien besitzen, eignen sie sich bereits sehr gut
zur Risiko-Rendite-Bewertung und zum Leistungsvergleich.
Anleger können entweder individuell in Grüne Anleihen investieren,
passive Vehikel wie zum Beispiel einen ETF nutzen oder mit
Hilfe eines aktiv gemanagten Portfolios diversifizieren. Letzteres hat
den Vorteil, dass sowohl Risikomanagement als auch Prüfung auf
Umweltintegrität schon enthalten sind. Die Renditen eines diversifizierten
Portfolios Grüner Anleihen dürften sich dabei auf demselben
Niveau bewegen wie ein individueller Mix aus erstklassigen
und Investment-Grade-Anleihen. Sie können sogar höher liegen.
Tatsächlich übertraf in den vergangenen Jahren die Nachfrage nach
Grünen Anleihen das Angebot. Die Folge war eine Überschussrendite
gegenüber vergleichbaren Anleihen ohne Umweltnutzen.
Foto © BsWei - Shutterstock.com
/Shutterstock.com