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BÖRSE am Sonntag · 31/18
Amazon
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um 39 Prozent auf 52,9 Milliarden Dollar. Mit diesen Zahlen
begeisterte Amazon auch einmal mehr seine Anleger, inzwischen
kostet die Aktie des Konzerns 1.528 Dollar. Allein in diesem Jahr
ist ihr Kurs um 55 Prozent gestiegen. Mit Blick auf die letzten
zehn Jahre um unglaubliche 3.000 Prozent. Amazon ist an der
Börse damit in etwa so viel Wert wie die zehn größten Dax-Konzerne
zusammengenommen.
Aber nicht nur Amazon investiert kräftig in Sprachsoftware. Auch
Google und Apple haben die sich ihnen bietenden Möglichkeiten
entdeckt und bliesen jüngst zur Aufholjagd. Im ersten Quartal des
laufenden Jahres hatte Amazons Alexa bereits „nur“ noch einen
die Neukäufe betreffenden Markanteil von 44 Prozent. Google
Home kam auf 26 Prozent. Dieses womöglich die kommenden
Jahrzehnte bestimmende Zukunftsfeld will man freilich keinesfalls
allein Amazon überlassen.
Doch ganz egal, wer am Ende wie viele Marktanteile hat. Dass
uns Sprachsoftware bereits in naher Zukunft das tägliche Leben
zu erleichtern und eben auch zu kommerzialisieren versucht,
scheint eine ziemlich ausgemachte Sache zu sein. Den Einzelhandel
könnte diese Entwicklung – man muss es so hart formulieren
– endgültig überflüssig machen.
Existenzbedrohung für Einzelhändler
Auch Capgemini-Experte Achim Himmelreich sieht die Sprachassistenten
zu einer existentiellen Bedrohung für den Händler werden.
Wer in diesem Feld nicht präsent sei, finde in der Branche
bald nicht mehr statt, warnt er. „Sprachassistenten entscheiden,
welches Produkt von welchem Händler bestellt werden soll.“, sagt
HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Tromp. Damit wird also zwischen
den Käufer und den Verkäufer eine dritte Instanz geschaltet,
die zu ihrem eigenen Vorteil auswählt, wo der Käufer kaufen soll.
„Langfristig werden also die Selektions- und Marketingprozesse von
Sprachassistenten einen wichtigen Faktor für den Erfolg und Misserfolg
von Produkten und Händlern darstellen“, so Tromp weiter.
Für den Einzelhandel stellt sich damit die Frage: Wie verkauft
man in Zukunft Produkte ohne Zugang zum Kunden? Die Antwort
ist so einfach wie entmutigend: Mit sehr viel Geld, dass man
an Amazon, Goolge und Co. zahlt, damit die am Ende genau dieses
Produkt ihren Kunden vorschlagen. So könnten einmal mehr
die ganz großen Konzerne gewinnen, kleine Mittelständler dagegen
verlieren. Die globale Einkaufswelt darüber hinaus wieder ein
Stück einheitlicher werden. Und damit auch wir selbst.
Wenn Amazon-Deutschlandchef Ralf Kleber also sagt: „Wir sind
fest davon überzeugt, dass Sprachsteuerung das Leben einfach
machen wird“, hat er wohl Recht, der Preis dafür jedoch dürfte
hoch sein. Jeff Bezos wird`s egal sein. Er arbeitet weiter daran, den
Handel noch schneller und noch flexibler zu machen, ihn immer
weiter ins Netz zu verlagern, ihn immer mehr zu personalisieren.
Und Alexa ist dabei seine wichtigste Helferin. Oliver Götz
Amazon Stand: 03.08.2018
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