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Löst der SAP-Crash
ein DAX-Beben aus?
Ein schwaches drittes Quartal und miese Mittelfrist-Ziele haben SAP-Aktien zum Wochenbeginn
historische Verluste beigebracht. Am Gesamtmarkt herrscht nun maximale
„Ausgerechnet“ ist eines dieser Worte,
die im Journalismus gleichsam beliebt
und geächtet sind, was daran liegt, dass
es gern inflationär verwendet wird. Ausgerechnet
er, ausgerechnet sie – man
kennt das vor allem aus der Sportberichterstattung.
Und fragt sich als Leser irgendwann:
„Ja, wer denn sonst?“
Im Falle des Crashs der SAP-Aktie, vor
dessen Hintergrund sich rund 33 Milliarden
Euro an Börsenwert in Luft auflösten,
scheint die Verwendung hingegen
unvermeidbar. Wohl nur ganz selten,
kommt das Wort „ausgerechnet“ so passend
24 BÖRSE am Sonntag · 44/20
daher.
Was wurde nicht alles gewarnt, vor den
taumelnden Autoherstellern und Zulieferern,
vor schwächelnden Industriekonzernen,
vor konjunktursensiblen Aktien,
oft aus dem Value-Bereich. Wenn es im
Zuge der Corona-Pandemie noch einmal zum Crash kommt,
dann weil diese Unternehmen die Erwartungen nicht erfüllen
können, Umsätze und Gewinne noch stärker einbrechen,
als vorhergesagt. Und nun, nun ist es ausgerechnet SAP, das
seine Prognosen zusammenstreicht und im abgelaufenen dritten
Quartal hinter den Erwartungen zurückbleibt. Ausgerechnet
Europas größter und wertvollster Tech-Konzern, von dem man
doch eigentlich erwarten müsste, dass er von dieser Krise profitiert,
wie die große Konkurrenz aus Übersee das tut, strauchelt
bedenklich.
SAP-Crash könnte zum Dax-Crash werden
Nicht nur für die Aktionäre der Walldorfer ist das ein gewaltiger
Schuss vor den Bug. Die trostlose Zukunftsschau von
SAP-Vorstandschef Christian Klein könnte zu einer mit Signalwirkung
für den gesamten Dax werden. Wenn schon ein
Tech-Konzern dieser Größe in solche Schwierigkeiten gerät,
was passiert dann erst mit den 29 seiner Nachbarn im Dax?
Nun muss man wissen, dass viele der SAP-Probleme hausgemacht
sind. In den vergangenen Jahre ging es viel um die Optimierung
der Marge, um kletternde Gewinne und einen steigenden
Ansteckungsgefahr.