Es herrscht akute Explosionsgefahr
Gemeinsam mit der zweiten Virus-Welle und der bevorstehenden
US-Wahl herrscht an den Märkten auf einmal akute
Explosionsgefahr in negativer Richtung. Ganz besonders in
Deutschlands Leitindex, dem die Krisengewinner fehlen. Der
Mitte Oktober eingeleitete Negativtrend gewinnt zunehmend
an Dynamik. Ein zweiter Corona-Crash ist plötzlich ganz nah.
Der Absturz der SAP-Aktie könnte das berühmte Fass zum
Überlaufen gebracht haben. Am Dienstag jedenfalls präsentierte
sich der Dax angeschlagen, am Mittwoch fiel er auf den
tiefsten Stand seit Ende Mai. Diesmal standen die Titel von
Covestro mit einem Minus von 6,8 Prozent ganz am Ende. Und
auch Beiersdorf-Aktien verloren rund 6,5 Prozent. Dabei hatten
beide solide Zahlen vorgelegt, Covestro schaffte den Sprung
zurück in die Gewinnzone.
Allein, solide reicht nicht mehr. Das Momentum hat sich gedreht.
Die zweite Corona-Welle rolle über Europa, Geschäftsaussichten
und Wirtschaftsindikatoren verschlechterten sich in
der Eurozone rapide, schreibt die Societe Generale. Und wenn
dann sogar ein Tech-Konzern wie SAP schwächelt, zeigt das
den Ernst der Lage besonders deutlich. Technisch betrachtet,
steht weiteren Kursverlusten im Dax dazu kaum mehr etwas im
Weg, ein Sturz auf 11.000 Punkte ist hindernisfrei möglich. Ab
10.768 Zählern würde sich Deutschlands wichtigstes Börsenbarometer
erneut in den Bärenmarkt verabschieden.
Jetzt zu investieren, ist also nur etwas für Mutige. Gleichzeitig
wollen über den Sommer erzielte Gewinne in Sicherheit gebracht
werden. Es ist ein gefährliches Pulverfass, auf dem der
Dax da sitzt. Und ausgerechnet SAP hat die Lunte entzündet.
26 BÖRSE am Sonntag · 44/20
Oliver Götz
Foto © picture alliance / Ulrich Baumgarten | Ulrich Baumgarten
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DAX Stand: 29.10.2020