Wanja S. Oberhof, CEO der Social Chainn AG
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die der Social Chain-Aktie, die seit Herbst
letzten Jahres ebenfalls um die 70 Prozent an
Wert verloren hat. Die Kurse in der Branche
standen vor einem halben Jahr schlicht zu
hoch, die Rally bei Technologiewerten hatte
groteske Züge genommen. Mit dem eingeleiteten
Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik
hat die Fed etwas ausgebremst, das längst
nicht mehr gesund war. So gesehen auch bei
der Social Chain-Aktie, die mit Ausbruch der
Corona-Pandemie innerhalb von zwei Jahren
von zehn auf über 50 Euro geklettert war.
Analyst Droste sieht das Papier aber auf Dauer
in solche Sphären zurückkehren. Sein aktuelles
Kursziel setzt er bei 50,50 Euro.
Die Party an der Börse scheint für den Augenblick
trotzdem vorbei. Die teils immensen Kurseinbrüche
haben viel mit einer längst überfälligen
Korrektur zu tun. Diese ändert jedoch nichts
daran, dass viele Unternehmen, die gerade ins
Kreuzfeuer geraten sind, nach wie vor über revolutionäre
Geschäftsmodelle verfügen, die viel
Wachstum in der Zukunft versprechen. Das gilt
für viel Chiphersteller, die zuletzt deutlich federn
lassen mussten, es gilt wohl auch für Netflix –
und es gilt für The Social Chain.
Die fundamentalen Zahlen passen im positiven
Sinne nämlich so gar nicht zum Kursverlauf
der Aktie. Für das Geschäftsjahr 2021
meldete Social Chain dank der Übernahme
der DS Gruppe einen Rekordumsatz von 620
Millionen Euro. In den Jahren zuvor waren
es noch 35 (2019) und 130 Millionen (2020).
Mit 21,5 Millionen Euro blieb vor Steuern,
Zinsen und Abschreibungen ein Gewinn.
Vielversprechend war aber vor allem der Blick
in die Auftragsbücher, die mit einem Gesamtvolumen
von 250 Millionen prall gefüllt sind.
Für das Jahr 2023 rechnen die Berliner zudem
mit einem Umsatz von einer Milliarde Euro.
The Social Chain um Gründer und CEO
Wanja Sören Oberhof ist also auf Wachstumskurs.
Das realwirtschaftliche Umfeld scheint
besser als das an der Börse. Auch wenn der
Jahresbeginn schwierig war. Der E-Commerce
Trend habe sich etwas abgeschwächt,
viel Nachfrage sei während des Lockdowns
bereits befriedigt worden, schreibt Analyst
Droste. Vor allem die Branchen Home & Living
sowie Beauty sind rückläufig, da mittlerweile
wieder mehr auf den stationären Handel
gesetzt wird. Die Menschen haben ihre Wohnungen
neu eingerichtet und erneuern ihre
Möbel nicht jedes Jahr.“ Daher sei es umso
besser, dass Social Chain ein „vielfältiges Produktportfolio
hat und sehr aktiv im Social
Commerce ist, der stabiler sein sollte als der
klassische E-Commerce“, sagt Dorste.
Social Commerce könnte die Distributionspolitik
der Zukunft sein. Kaufen direkt auf
der Plattform, nachdem Influencer das Produkt
präsentiert haben, im Netz darüber diskutieren,
bewerten. Das Internet als digitales
Schaufenster, Social Media Plattformen als
digitale Supermärkte. Das spart den Weg über
Großhändler, es verringert Abhängigkeiten
von großen Handelsketten – und vergrößert so
am Ende die Marge. Es ist wohl die Wunschvorstellung
eines jeden Verkäufers, dass das
eigene Produkt direkt und ohne Umwege zum
Kunden gelangt. Oliver Götz