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Künstliche Intelligenz „made in Germany“:
Was eine deutsche
KI-Strategie leisten muss
Die künstliche Intelligenz (KI) ist die vielleicht folgenschwerste technologische Entwicklung unserer
Zeit. Von der Frage, wie wir mit AI umgehen, wie wir sie nutzen und fördern, wie wir sie in unsere Lebens
und Arbeitswelt integrieren, dürften hierzulande in den nächsten zehn bis 20 Jahren, Millionen
von Arbeitsplätzen abhängen – und in letzter Konsequenz auch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen
Wirtschaft insgesamt.
Dabei befindet sich die Bundesrepublik eigentlich in einer hervorragenden
Ausgangsposition. Denn die KI-Forschung an unseren
Hochschulen und sonstigen wissenschaftlichen Einrichtungen gehört
seit vielen Jahren zu den anerkanntermaßen besten der Welt.
Zugleich tut sich die deutsche Wirtschaft mit der praktischen
Anwendung künstlicher Intelligenz bislang allerdings auffallend
schwer. Oder anders ausgedrückt: Die Bereitschaft zu Investition
könnte sehr viel ausgeprägter sein – was auch daran liegt, dass es
an effektiver staatlicher Anschubhilfe mangelt.
Dieses Defizit wird umso deutlicher, wenn man die hiesige Lage
zum Beispiel mit den USA oder China vergleicht. Dort haben die jeweiligen
Regierungen in den vergangenen Jahren milliardenschwere
Forschungs- und Entwicklungsprogramm aufgelegt und auf diese
Weise auch die privaten Investitionen merklich stimuliert. So haben
sich amerikanische und chinesische Unternehmen ihre deutschen
bzw. europäischen Konkurrenten in manchen Bereichen bereits einen
deutlichen Vorsprung erarbeitet. Das gilt speziell für Geschäftsmodelle,
die auf der KI-gestützten Verknüpfung von Daten beruhen.
Daraus zu schließen, dass es für eine großanlegte Offensive zur
Förderung von KI womöglich schon zu spät sei, wäre gleichwohl
grundverkehrt. Die künstliche Intelligenz ist trotz der enormen
Forschungserfolge, die in den zurückliegenden Jahren erzielt wurden,
nach wie vor eine junge Technologie. Was die wirtschaftliche
Nutzbarmachung von KI angeht, stehen wir in vielen Feldern
noch ganz am Anfang. Das gilt insbesondere für die Verwertung
von Prozess- und Produktdaten – und damit für industrielle und
BÖRSE am Sonntag · 35/18
Gastbeitrag
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gewerbliche Branchen, in denen Deutschland traditionell stark ist
und in denen sich (Stichwort: Industrie 4.0) unzählige vielversprechend
Anknüpfungspunkte finden lassen.
Es ist daher ausdrücklich zu begrüßen, dass die Bundesregierung die
künstliche Intelligenz zu einem ihrer technologischen Schwerpunktthemen
erhoben hat – was sich unter anderem an dem ehrgeizigen
Eckpunktepapier zeigt, das jetzt vom Bundeskabinett verabschiedet
wurde. Dort heißt es unter dem Stichwort „Ziele“ wörtlich: „Die
Bundesregierung ist entschlossen, sowohl Forschung und Entwicklung
als auch Anwendung von KI in Deutschland und Europa
auf ein weltweit führendes Niveau zu bringen und dort zu halten.
Deutschland soll zum weltweit führenden Standort für KI werden,
insbesondere durch einen umfassenden und schnellen Transfer von
Forschungsergebnissen in Anwendungen sowie die Modernisierung
der Verwaltung. ‚Artificial Intelligence (AI) made in Germany‘ soll
zum weltweit anerkannten Gütesiegel werden.“
Anknüpfend an dieses Eckpunktepapier der Bundesregierung hat
PwC seine Positionen zur Förderung der künstlichen Intelligenz
vorgelegt. Dabei haben wir sich die Autoren auf die – aus ihrer
Sicht – acht wichtigsten Stichworte fokussiert. Ihre Themen sind
auf der Webseite der BÖRSE am Sonntag abrufbar. Die URL ist
https://www.boerse-am-sonntag.de/spezial/artikel/kuenstliche-intelligenz
made-in-germany-was-eine-deutsche-ki-strategie-leistenmuss
9434.html. Im einzelnen lauten die Stichpunkte:
1 Der Einfluss von künstlicher Intelligenz auf den Arbeitsmarkt
Von Christian Kirschniak und Hendrik Reese