AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Spannungen zwischen den beiden weltgrößten
Volkswirtschaften führte. Während
die Vereinigten Staaten im Handelsstreit
mit Einführzöllen vorgehen,
wertet das Reich der Mitte seine Währung
ab, verkauft US-Staatsanleihen und
kauft an deren Stelle Gold. Russland
geht im Übrigen denselben Weg und
löst sich zudem ebenfalls wie China von
US-Dollarbeständen. Das trifft die Wirtschaft
in den USA hart, denn das riesige
Haushaltsdefizit kann nur durch die
Ausgabe von Staatsanleihen ausgeglichen
werden. Dem stetigen Anstieg von Chinas
Goldreserven könnte außerdem eine
strategische Bedeutung zuteil kommen.
So ist nicht auszuschließen, dass die politische
Führung des einwohnerstärksten
Landes der Erde den Plan verfolgt, eines
Tages die eigene Währung Yuan-Renminbi
zu einer goldgedeckten Währung
zu machen. Das hätte unter anderem den
Vorteil, die Wirtschaft vor dem Risiko
einer Inflation zu schützen.
Doch nicht nur die China kauft Gold
und erhöht seine Reserven. Noch nie haben
Zentralbanken so viel Gold gekauft
wie im vergangenen Jahr. Laut World
Gold Council (WGC) stockten sie ihre
Bestände um insgesamt 651,5 Tonnen
auf. Damit besitzen die Notenbanken so
viele Goldreserven wie zuletzt im Jahr
1971, als die Preisbindung des Dollar an
den Goldwert aufgehoben wurde.
Grund für die Käufe dürften die weltweit
angespannten Handelsbeziehungen sein.
"Viele Zentralbanken der Schwellenländer
hatten ein signifikantes Dollar-Risiko; sie
müssen dieses Risiko durch eine Allokation
auf Gold managen", sagt Alistair Hewitt,
Leiter der Marktforschung beim World
Gold Council der "Financial Times".
10 BÖRSE am Sonntag · 05/19
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