Gastbeitrag
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Mit über einer Million Beschäftigten und
einem Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt in
Höhe von rund 75 Milliarden Euro gehört die
industrielle Gesundheitswirtschaft in Deutschland
zu den größten und zukunftsträchtigsten
Industriebranchen des Landes.
Mit der fehlenden Beteiligung Deutschlands verlieren
deutsche Industriestandorte im internationalen,
unternehmensinternen Wettbewerb an
Attraktivität. Zudem verpassen wir die Chance,
das gesamte Ökosystem Pharma, das durch starke
Vorleistungsverflechtungen und durch wissenschaftliche
Kooperationen eine tragende Säule
des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorts
Deutschland darstellt, durch Projekte im Rahmen
eines IPCEI Health zu unterstützen.
Alle großen Pharmaindustriestandorte innerhalb
der Europäischen Union machen sich auf
den Weg, die Wettbewerbsfähigkeit im strategisch
bedeutenden Feld der Gesundheitsindustrie
gegenüber den USA und China zu
stärken, um nicht noch weiter an Boden zu
verlieren, wie in den Bereichen der klinischen
Forschung, der biotechnologischen Produktion
und bei den Gen- und Zelltherapien
schon geschehen. Deutschland sollte hierbei
nicht fehlen.
Die Regierungskoalition in Berlin ist mit dem
Ziel „mehr Fortschritt wagen“ angetreten. Im
Sinne dieses Zieles versprach sie im vergangenen
Herbst Schlüsselindustrien zu fördern,
darunter die Gesundheitswirtschaft. Wenn es
der Bundesregierung ernst ist, sollten diesen
Ankündigungen Taten folgen. Nicht in Form
von weiteren Regulierungsmaßnahmen zur
Kostendämpfung, wie sie das Gesundheitsressort
vorschlägt, sondern mit Investitionsanreizen
und einer aktiven Industriepolitik,
die ressortübergreifend getragen wird. Mit
einer politischen Agenda, die auf Zukunftsprojekte
wie ein IPCEI Health verzichtet,
aber gleichzeitig neue Preis- und Erstattungsregulierungen
einführt, verlieren wir an Attraktivität
und Wettbewerbsfähigkeit: Nicht
nur für industrielle Investitionen, sondern
auch für die besten Köpfe im Bereich der
Gesundheitsindustrie.
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Bei allem Verständnis
für die großen,
anstehenden Herausforderungen:
Diese Entscheidung
ist ein großer Fehler
und eine verpasste
Chance.