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Gastbeitrag
die Patientenbeschwerden lindern oder gar heilen
kann. Das Feld verbalisiert dies als unerfüllten
oder ungedeckten medizinischen Bedarf. Der
Weg oder die Methode zur Entwicklung eines
potenziellen Kandidaten – um diesen Bedarf zu
decken – spielt eine unwichtigere Rolle. In der
Praxis ermöglichen allerdings gewisse Innovationen
in den Methoden oder Technologie überhaupt
erst eine Behandlung. Daher kann man
bahnbrechende Innovationen in Teilgebieten
des Entwicklungsprozesses als frühe Indikatoren
zukünftig erfolgreicher Behandlungsansätze
betrachten. Es wird spannend sein, in welcher
Breite und Tiefe KI hier einen wesentlichen Beitrag
leisten kann.
KI-Innovationen findet BB Biotech überwiegend
in den USA, aber auch in China und Europa.
Bei letzterem gilt vor allem UK als führend.
Wenn es um Ethik geht, führt Europa meistens
die Diskussion und die Regulierung an. Regulation
sollte man nicht immer nur negativ sehen,
sondern im Idealfall – wenn angemessen – kann
dies Qualität enorm erhöhen. Man muss KI-Algorithmen
nicht als ultimative Wunderwaffe sehen,
zudem wandert viel geistiges Gut aus dem
Feld momentan in den „open source“-Raum und
die Super-Computer.
KI kommt aber auch in unserem eigenen Investmentprozess
zur Anwendung. Das übergreifende
Thema für unseren Investmentprozess bezeichnen
wir als „Advanced Analytics“, da dies unter anderem
KI-Anwendungen umfasst. Mit Hilfe großer
Datensätze wie EHRs (elektronische Gesundheitsakte)
oder Krankenversicherungsdaten versuchen
wir, Märkte aus medizinischer, aber auch
wirtschaftlicher Sicht besser zu verstehen. Auf
anderer Ebene entwickeln wir Tools, um neue Informationen
und Nachrichten zu verfolgen und zu
verarbeiten und dadurch ein möglichst umfassendes
Verständnis einer Domäne aufzubauen. Weiter
analysieren wir auch große molekulare und genomische
Datenbanken, um die biomedizinische
Implikation für eine Investitionshypothese besser
zu charakterisieren.
Zwei wichtige Player im Portfolio sind zum
einen „Relay Therapeutics“ – eine Firma mit
Zugang zum weltweit schnellsten Computer,
mit dem Forscher bekannte Proteinstrukturen
dynamisch simulieren können und kleinste
Unterschiede identifizieren. Diese Technologie
können sie für die Wirkstofffindung nutzen.
Zum anderen ist die Firma „Black Diamond
Therapeutics“ aktuell. Sie nutzt maschinelle
Lernverfahren, um die Auswirkungen verschiedener
Mutationen auf ein onkologisch
relevantes Protein zu verstehen, zu kategorisieren
und differenziell mit einem einzelnen
Wirkstoff zu blockieren. Doch auch das Team
von BB Biotech selbst benutzt KI für ihren Investmentprozess.
Hier spielen „Advanced Analytics“
eine große Rolle.
Dr. Samuel Croset,
Portfolio Manager BB Biotech
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