VERSICHERUNG ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS
risikogerechtem Deckungsumfang und automatischen Anpassungen
während der Laufzeit bekommen. Die Elemente dafür
39 BÖRSE am Sonntag · 40/18
werden von Robotern bereitgestellt.
Eine solche Produktentwicklung vom Roboter wird bereits
getestet. Im Mai 2017 wurde der chinesische Renten- und
Krankenversicherer Trust Mutual Life gegründet, der Kundenberatung
und Produktentwicklung mithilfe von künstlicher
Intelligenz durchführt. Der Produktentwicklungsroboter namens
A Xin soll lernfähig sein und seine Fähigkeiten in den
kommenden drei Jahren so weit trainieren, dass sie dem Wissen
eines Aktuars mit fünfjähriger Berufserfahrung entspricht.
Direktvertrieb spielt kaum eine Rolle
Im Vertrieb wird sich die Bedeutung des Vermittlers als zentrale
Schnittstelle zum Kunden zumindest abschwächen. Derzeit
spielt die persönliche Beratung etwa durch Makler oder Mehrfachagenten,
aber auch durch den Ausschließlichkeitsbetrieb
eine wichtige Rolle: 75 Prozent der Neuabschlüsse werden so
generiert. Der Direktvertrieb ist in Deutschland im Vertriebsmix
vergleichsweise unbedeutend. Er spielt nur in der Schaden-
und Unfallversicherung mit 14 Prozent der Abschlüsse eine
nennenswerte Rolle, in der Lebensversicherung ist der Anteil
marginal.
Das ist aber mit Hinblick auf die Kundenerwartung der falsche
Weg. Denn schon heute können sich laut einer weiteren Studie
von Adcubum viele Menschen vorstellen, eine Versicherung
komplett online ohne vorherige persönliche Beratung abzuschließen,
nämlich 56 Prozent von 1 011 Befragten.
Die Bearbeitung von Schadenfällen wird in Zukunft immer
weiter automatisiert. Das sieht dann so aus: Bilder und Sensorendaten
sowie die Interaktion mit einem virtuellen Schadenbearbeiter
erleichtern die Schadenmeldung und machen
umständliche Texteingaben zur Klärung des Sachverhalts
überflüssig.
Sogenannte Dunkelverarbeitungen, bei denen der Sachbearbeiter
nicht mehr eingreifen muss, sind aber noch recht selten. Der
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft beziffert
den automatisierten End-to-End-Prozess je nach Sparte
zwischen neun und 16 Prozent. Da scheint noch viel Luft nach
oben zu sein. „Ein führender Schweizer Versicherer kann nach
eigenen Angaben eine Dunkelverarbeitungsquote von über 90
Prozent in der Krankenvoll- und Zusatzversicherung vorweisen“,
stellen die Adcubum- Experten fest.
Beispielsweise bieten die Basler Versicherungen seit Juli 2017
eine Police an, mit der Armbanduhren versichert werden können.
Der Prozess erfolgt komplett online, wobei der Kunde ein
Foto der Uhr schickt, die dank Fotoerkennung und der Eingabe
von ein paar Daten und der Zahlung per Kreditkarte oder
Paypal seinen individuellen Versicherungsschein erhält.
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