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Aya Jaff: „Rein gar nichts
spricht gegen ein sozialeres
Wirtschaftssystem“
Das Forbes Magazin hat Aya Jaff in die Liste der erfolgreichsten "30 under 30” in der Kategorie Leadership
aufgenommen. Im exklusiven Interview mit der BÖRSE am Sonntag spricht Deutschlands bekannteste
Programmiererin über das ambivalente Verhältnis junger Menschen zum Wirtschaftssystem, das Geheimnis
guter Führung und erklärt, warum sie nur Aktien von Unternehmen kauft, deren Business-Modell sie versteht.
BÖRSE am Sonntag: In Ihrem kürzlich erscheinen Buch
„Money Makers“ wollen sie junge Menschen für die
Finanzwelt begeistern. Aber liest die Zielgruppe überhaupt
34 BÖRSE am Sonntag · 24/20
noch Bücher?
Aya Jaff: Also meine Generation liest auf jeden Fall noch Bücher,
wenn auch vielleicht etwas anders. Ich zum Beispiel mag es, auf meinem
iPhone Bücher zu lesen. Meine Freundinnen mögen es lieber als
Hörbuch über Spotify. Ich denke, dass es immer noch super viele Bücherwürmer
da draußen gibt – ich selbst bin ein lebender Beweis dafür.
Die Generation Z folgt Greta Thunberg und ihrer Klimabewegung
Fridays for Future. Sie hingegen werben
für die Aktienmärkte. Zeigt die Corona-Krise nicht, dass
der Kapitalismus – so wie wir ihn kennen – zu schnell an
seine Grenzen kommt?
Ich werbe nicht für den Aktienmarkt, ich mache mich für bessere Finanzbildung
stark. Klar kommt der Kapitalismus oft an seine Grenzen
und ist nicht fehlerfrei. Die Fehler beleuchte ich auch im Buch. Es
würde aber nichts bringen, das Thema Börse und Kapitalismus kategorisch
aus diesem Grund abzulehnen. Damit junge Leute das System
auch ordentlich kritisieren können, müssen sie ihre eigene Rolle im
Wirtschaftssystem besser verstehen und die Relevanz von Wall Street
begreifen. Insofern geht es in meinem Buch auch darum, inwieweit
man Climate Change und sein eigenes Anlageverhalten zusammendenken
kann. Denn ich bin mir sicher, dass Fridays for Future auch
dieses Thema beschäftigt.
Schon jetzt ist klar, dass die soziale Ungleichheit
weltweit zunehmen wird. In den USA ist die
Arbeitslosenquote im April auf 14,7 Prozent
angestiegen. Was also spricht gegen ein sozialeres,
weniger wachstumsorientiertes
Wirtschaftssystem?
Rein gar nichts spricht dagegen. Gerade deswegen würde ich
mir wünschen, dass wir mehr Bevölkerungsschichten finanziell
besser ausbilden. Denn nur so werden sie mündig und fühlen
sich befähigt, dieses System ordentlich in Frage zu stellen und
die Weltwirtschaft mitzugestalten.
Gleichzeitig lassen sich aber auch positive Effekte
beobachten. So gilt die Corona-Krise jetzt schon
als Digitalisierungsbeschleuniger für viele Unternehmen
und Behörden. Ist diese Entwicklung
nachhaltig?
Ich hoffe doch! In die Glaskugel kann ich nicht schauen.
Das Forbes Magazin hat Sie in die Liste der erfolgreichsten
"30 under 30” in der Kategorie Leadership
aufgenommen. Was macht gute Führung aus?
Ich glaube das Geheimnis guter Führung liegt darin, immer
schlauere Menschen als sich selbst für eine bestimmte Aufgabe
einzustellen und ihnen dann auch alles bereitzustellen, was sie
brauchen, um erfolgreich zu sein.
Exklusiv-Interview