AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Mit starken Zahlen im Rücken könne RWE
die Herausforderungen der bevorstehenden
Neuaufstellung mit Rückenwind angehen,
schrieben die Experten der Schweizer Bank
UBS. Ihr Kursziel für die Aktie hoben sie
von 24,50 auf 27,50 Euro an. Goldman
Sachs-Analyst Alberto Gandolfi belässt
sein Kursziel bei 32 Euro. Der Versorger
habe für das erste Halbjahr starke Zahlen
vorgelegt, schrieb der Analyst in seiner Studie.
Man sollte aber nicht von diesem Jahr
auf die Entwicklung im kommenden Jahr
schließen, da die Handelsaktivitäten sehr
volatil seien. Der NordLB-Experte Holger
Fechner hat die Einstufung für RWE nach
Zahlen auf „Buy“ mit einem Kursziel von
31,50 Euro belassen. Fechner erwarte weitere
positive Impulse für das Unternehmen.
Aus braun wird grün?
Tatsächlich ist einer dieser positiven Impulse
auf den größten Umbruch der Unternehmensgeschichte
zurückzuführen. Der Energiekonzern
werde bald eine „neue RWE“
sein, betont Schmitz, „international und
mit einem klaren Focus auf Erneuerbare Energien und Speicher“.
Der Energieriese will in Kürze das Netz- und Vertriebsgeschäft seiner
bisherigen Tochter Innogy an den Konkurrenten Eon abgeben
und im Gegenzug alle erneuerbaren Energien von Eon und Innogy
bekommen. Dadurch würden die Essener zu einem der größten Produzenten
von grünem Strom in Europa aufsteigen und sich damit fit
für die Zukunft machen – auch wenn niemand so recht weiß, wie
diese aussieht. Und genau deshalb findet diese Neuausrichtung nicht
nur Befürworter. Dabei ist es sehr wahrscheinlich, dass sich der
Braunkohleausstieg für RWE auch finanziell richtig lohnen wird.
Experten gehen davon aus, dass der Braunkohleverstromer stark von
den Kompensationszahlungen des Bundes profitieren werde. Zurzeit
verhandelt das Unternehmen mit dem Bund über die Entschädigungen.
Anleger warten daher auf die Ergebnisse des Klimakabinetts
am 20. September. In drei Wochen soll also das Kohleausstiegsgesetz
veröffentlicht werden. Noch ist nicht klar, wie stark RWE
vom Kohleausstieg profitieren wird, doch setzt sich der Wandel hin
zur alternativen Energieerzeugung in Zukunft noch zügiger fort –
und danach sieht es derzeit aus – lässt sich mit der einstigen Bürde
sehr viel Geld verdienen. Der Deal mit Konkurrenten Eon und der
Tochter Innogy würde als kluger Schachzug in die Unternehmensgeschichte
eingehen. Zudem dient das grüne Saubermann-Image als
zukunftsfähige Story für Anleger und Aktionäre. Die wissen so ein
wenig mehr, auf welche Reise sie sich einlassen. Und diese könnte
noch eine ganze Weile andauern. BAS
10 BÖRSE am Sonntag · 35/19