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Geopolitische Risiken
könnten Gold in ungeahnte Höhen
treiben
Der Goldpreis hat in den vergangenen zwei Monaten um 14 Prozent zugelegt. Dies ging einher mit dem plötzlichen
Rückgang der Renditen bei US-Staatsanleihen. Vor allem die zunehmenden Spannungen zwischen den
USA und China in Form von Handels- und Währungskonflikten sorgten für Nervosität. Dies bewirkte die steigende
Nachfrage nach sicheren Anlagen. Warum Gold jetzt auf 1.800 Dollar steigen könnte.
42 BÖRSE am Sonntag · 35/19
Gastbeitrag
Nitesh Shah
Director – Research,
WisdomTree
Sowohl der Markt als auch Trump mit seinen
Twitter-Tiraden scheinen die US-Notenbank
(Fed) zum Handeln gezwungen
zu haben. Die Fed passte ihren geldpolitischen
Kurs an, nachdem die Aktienmärkte
zu Jahresbeginn ins Wanken gerieten. Die
unentschlossene Vorgehensweise der USRegierung
beim Krisenthema Handel hat
dazu geführt, dass die Fed eine Zinssenkung,
quasi als „Versicherung“, durchgeführt
hat. Die Fed Fund Futures zeigen,
dass die Marktteilnehmer in diesem Jahr
weitere Zinssenkungen erwarten, was die
Renditen von US-Staatsanleihen voraussichtlich
auf einem niedrigen Niveau halten
wird.
Aufgrund der Veränderungen bei Wirtschaft,
Zinsen und Währungskurse haben
wir unseren Ausblick für das Edelmetall
aktualisiert und fokussieren uns
auf das Szenario einer bleibenden erhöhten
Unsicherheit im geopolitischen Umfeld
und auf den Finanzmärkten.
Prognose des Basisszenarios
Unserer neuen Prognose für das Basisszenario
zufolge steigt Gold im zweiten
Quartal 2020 auf 1550 US Dollar pro
Unze – ein Plus gegenüber einem Wert
von 1500 US Dollar im August 2019.
Diese Prognose basiert auf unveränderten
Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen
von aktuell 1,65 Prozent und einem
US-Dollar-Korb von derzeit 97. Unseren
Erwartungen nach liegt die Inflation bei
rund 1,8 Prozent. Obwohl ein negativer
Preisdruck unseres Erachtens nicht unmittelbar
bevorsteht - eine über diesem
Stand liegende Inflation wäre nicht mit
den Zinssenkungen der Fed vereinbar.
Den Daten der Commodity Futures
Trading Commission (CFTC) zufolge
hat die spekulative Positionierung auf
dem Markt für Goldtermingeschäfte mit
350.000 Kontrakten netto long ein Allzeithoch
erreicht. Das Sentiment bei Gold
drehte sich innerhalb kurzer Zeit sehr
schnell. Noch im November 2018 war es