Prozent bleiben wird. Auf mittlere Sicht wird man dann sehen,
ob diese riesigen Summen an Liquidität, die nicht nur in
Deutschland und Europa, sondern weltweit in die Wirtschaft
gepumpt werden, sich in einer verstärkten Nachfrage nach Gütern
15 BÖRSE am Sonntag · 36/20
und Dienstleistungen äußern.
Nach der Finanzkrise ist das nicht passiert.
Richtig, da habe ich am Anfang gedacht, dass sich die Banken
schnell wieder erholen. Das war aber nicht der Fall. Deshalb
ist die Kreditvergabe nicht nach oben gegangen. Das war der
Grund dafür, dass wir jetzt zehn Jahre moderate Inflationsraten,
teilweise sogar Deflationsbefürchtungen hatten. Das ist
jetzt vielleicht anders.
In Deutschland scheint die Angst vor Inflation besonders
groß. Warum?
In Deutschland taucht das Thema immer wieder auf. Das hat
stark damit zu tun, dass die Deutschen im 20. Jahrhundert
ihre Erfahrungen mit Hyperinf lation gemacht haben – zunächst
im Jahr 1923 und dann mit der zurückgestauten Inflation,
die zur Währungsreform nach dem Zweiten Weltkrieg geführt
hat. Das waren zwei Inflationsphasen. Und es war jedes
Mal so, dass damit eine monetäre Staatsfinanzierung
verbunden war. Beide Male
wurde die Druckerpresse eingesetzt, um
die Rechnungen des Staates zu bezahlen.
Diese Erfahrungen sind schon tief
verankert in der deutschen Perzeption.
Das ist mit ein Grund dafür, weshalb
sich Deutschland in der Europäischen
Währungsunion so restriktiv verhält
und darauf pocht, dass monetäre Staatsfinanzierung
verboten ist.
„Die Gefahr, dass Inflation
entsteht, wenn Notenbanken
monetäre Staatsfinanzierung
betreiben, ist
hoch.“
Sind wir zu ängstlich?
In der Bevölkerung habe ich schon
manchmal den Eindruck, dass man
zu ängstlich ist, vor allem, weil die
Foto © picture alliance / SZ Photo | Jürgen Heinrich
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