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18 BÖRSE am Sonntag · 36/20
Foto © picture alliance / Ulrich Baumgarten
die Leute nur unnötigerweise in Jobs,
aus denen sie vielleicht besser rausgehen,
in andere Betriebsteile oder andere
Unternehmen.
Zurück zur Inflation. Die große
Geldentwertung einmal außen
vor gelassen, was würden
steigende Inflationsraten für
Deutschland bedeuten? Was für
die Euro-Währungsunion?
Für die Währungsunion würde das bedeuten,
dass die EZB darauf reagieren
müsste, das heißt ihre Geldpolitik würde
restriktiver werden. Das führt tendenziell
zu höheren Zinsen. Und das bedeutet
für die hochverschuldeten Länder,
dass sie noch stärker unter Konsolidierungsdruck
geraten. Ob die EZB dann
wirklich bereit ist, stark genug auf die
Bremse zu treten, ist eine offene Frage.
Es kann sein, dass wir dann schon eine
so starke fiskalische Dominanz in der
Geldpolitik haben, dass sie sich das nicht
mehr traut.
Könnte uns dann eine Währungsreform
ins Haus stehen?
Nein.
Warum nicht?
Ich bekomme die Frage, ob der Euro überlebt, seit über zehn
Jahren gestellt. Bisher zeigte sich der Euro ziemlich stabil
– im Außen- wie im Innenwert. Wir sind nun mal mit der
Europäischen Währungsunion in einer anderen Situation, als
ein Staat, der eine eigene Währung hat. Und man wird sich
im weiteren Verlauf im Umgang mit der Verschuldungskompetenz,
die jetzt temporär eingeführt worden ist, Gedanken
machen müssen, ob diese temporär bleiben soll – oder die EU
sogar mehr Kompetenzen erhalten sollte, damit sie stärkeren
Einf luss auf die Politik der Mitgliedstaaten nehmen kann.
Aktuell besteht eine ungünstige Asymmetrie, wenn sich die
EU verschulden können wird, um das Aufbauprogramm zu
finanzieren, aber keine Möglichkeit hat, dafür zu sorgen, dass
die Mittel, die in die Mitgliedstaaten fließen, vernünftig verwendet
werden.
Zum Schluss noch ein kurzer Blick auf die Märkte.
In den USA ist die Marktkapitalisierung der an der
Börse gelisteten Konzerne und Unternehmen von
zehn Billionen Dollar im Jahr 2008 auf inzwischen
40 Billionen Dollar gestiegen. Haben wir längst
Inflation? Nur eben nicht in der Realwirtschaft?
Ich bin sehr zurückhaltend, ob wir das als Inflation bezeichnen
können. Ich finde es schon fragwürdig ex ante festlegen zu müssen,
ob es sich um eine Blase handelt, oder nicht. Das wissen
wir eigentlich immer erst hinterher, wenn die Blase geplatzt
ist. Natürlich gibt es an den Aktienmärkten Übertreibungen.
Aber die Vermögenspreisentwicklung ist deshalb nicht einfach