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Gastbeitrag
Jede Menge
Börsengänge:
Was IPOs für die Marktlage bedeuten
Der nunmehr zehn Jahre andauernde Bullenmarkt – der längste seiner Art auf globaler
Ebene – hält die Anleger in Atem: Die starke Korrektur zum Jahresende hat der Marktstimmung
einen kräftigen Dämpfer verpasst, doch im ersten Quartal kam es zur V-förmigen
Erholungsbewegung. Die extrem dynamische Entwicklung lässt die Anleger zwischen
neuer Hoffnung und alten Ängsten nicht zur Ruhe kommen. Wie geht die Reise weiter?
Und welche Rolle spielen hierbei IPOs? Torsten Reidel, Geschäftsführer von Grüner Fisher
Investments, erklärt, wie weit die Stimmungskurve auf ihrem Weg zur finalen Euphorie
vorangeschritten ist.
Nimmt man die Stimmungslage der
Börsianer genauer unter die Lupe, ist
es bemerkenswert, wie stark der Fokus
auf die negativen Aspekte der Weltwirtschaftslage
gerichtet ist. In dieser Phase
des reifen Bullenmarkts reagieren die
Medien selbst auf die kleinsten Meldungen
äußerst sensibel. Gebetsmühlenartig
berichten Marktbeobachter über die
konjunkturellen Schwachstellen und
die Schlagzeilen titeln von den trüben
Aussichten im Industriesektor oder den
politischen Sorgenkindern Brexit und
Handelskonflikt. Vor lauter Schwarzmalerei
übersehen sie dabei die eigentlich
robuste Entwicklung der Weltwirtschaft:
Mit mehr als drei Prozent wächst das
globale BIP, der Dienstleistungssektor
entwickelt sich hervorragend – und hat
ganz nebenbei erheblich größeren Einfluss
auf das breite Wirtschaftswachstum
– und auch die politische Pattsituation
in den wichtigsten Industrienationen schafft ideale Rahmenbedingungen
für ein Fortschreiten des laufenden Bullenmarkts.
Natürlich gibt es Problemherde, die man nicht kleinreden oder
unterschätzen sollte. Dennoch zeigt die negativ geprägte Berichterstattung,
30 BÖRSE am Sonntag · 22/19
dass die Märkte aktuell meilenweit von einer
überbordend euphorischen Stimmung entfernt sind. Verglichen
mit der finalen Bullenphase der 2000er, in der die Schlagzeilen
eine neue Zeitrechnung ausriefen, herrscht heute eine herrlich
skeptische Grundhaltung.
Ein weiterer Vergleich zur Jahrtausendwende wird derzeit vielfach
bemüht: Die aktuelle Flut an neuen Börsengängen (Initial
Public Offerings, IPOs) weckt bei so manchem Anleger unschöne
Erinnerungen. Um das Jahr 2000 gingen viele Firmen im Zuge
des Internet-Hypes an die Börse, das Aktienangebot schoss extrem
in die Höhe, löste erst eine IPO-Welle und dann eine Pleitewelle
aus und führte letztendlich zum Platzen der Dot-Com-
Blase. Kann das 2019 erneut geschehen? Klar ist: Umsichtige
Anleger sollten anstehende Börsengänge auf dem Schirm haben.
Denn IPOs sind ein hilfreiches Instrument zur aktuellen Standortbestimmung,
weil sie wichtige Hinweise für einen Wechsel
zwischen Bullen- und Bärenmarkt liefern. So markierten die
Torsten Reidel
Geschäftsführer von
Grüner Fisher Investments