AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Nach Ursachen braucht man nicht lange zu suchen, bekam sie ja
nebst vom Vorstand des Lichtkonzerns selbst recht eindeutig präsentiert.
„Handels- und Vertriebsbeschränkungen sowie Planungsrisiken
bei Automobilherstellern haben zu einer spürbaren Verunsicherung
geführt“, hieß es in dessen Erklärung. Darüber hinaus werde die laufende
Geschäftsentwicklung durch Projektverschiebungen von Kunden
in den Bereichen Mobile Devices und Horticulture, sprich denen
von Smartphones und Gewächshausbeleuchtung, beeinflusst.
Während letztere Projektverschiebungen alleine wohl verschmerzbarer
Natur gewesen wären, trifft die Krise der großen deutschen
Automobilhersteller Osram ins Mark. Der Leuchtmittelkonzern
macht nach eigenen Angaben 50 Prozent seines Umsatzes und einen
Großteil seines Gewinns in der Fahrzeugbranche. Ausgerechnet
die steht in Deutschland unter Druck wie lange nicht mehr.
Zum einen durch die Handelsstreitigkeiten mit den USA und der
damit einhergehend drohenden Strafzölle. Zum anderen durch
ihren selbstverursachten Abgas-Schlamassel. Mit Blick auf den
neuen Abgastest-Standard WLTP liegen für einige Modelle noch
keine Zulassungen vor, weshalb Volkswagen jüngst ankündigte die
Produktion bis Ende September zurückzufahren und Daimler mit
einer Gewinnwarnung negativ überraschte. Den Stuttgartern drohen
BÖRSE am Sonntag · 26/18
Chance
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darüber hinaus noch teure Rechtsstreitigkeiten.
Schwächere Konjunkturaussichten verstärken den Kostendruck
zusätzlich. Und der kommt am Ende auch bei den Zulieferern an.
So will Osram nun einen harten Sparkurs fahren, um mittel- bis
langfristig die eigene Profitabilität wieder zu verbessern. Das heißt:
Verwaltungskosten reduzieren und die Werkslandschaft umbauen.
Und damit auch: Arbeitsplätze streichen sowie im Einkauf sparen,
sprich den Kostendruck nochmal eine Stufe weiter nach unten auf
die eigenen Zulieferer abgeben. Auch in Sachen Forschung und
Entwicklung will Osram in Zukunft effizienter werden.
Während diese Pläne Anleger im bisherigen Jahresverlauf nicht
überzeugten, glaubt ein Großteil der Analysten an zukünftige Erfolge.
Und hält vor allem die heftigen Kursabschläge der letzten
Monate für übertrieben. Langfristig unternehme der Beleuchtungsspezialist
die richtigen Schritte, auch wenn der Weg auf kurze Sicht
nun holpriger aussehe, blieb beispielsweise Commerzbank-Analyst
Sebastian Growe gelassen. Auch wenn eine schnelle Trendwende
aufgrund der Sorgen im Automobilsektor und der Gewinnkürzungen
nicht in Sicht scheint sei der jüngste Ausverkauf zu weit gegangen.
Osram habe zudem betont, dass sich das Preisumfeld nicht
verschlechtert habe. Ebenso verfügten die Münchner – sollten die
Absatzmärkte stabil bleiben – über eigenes Optimierungspotenzial.
Sein Kursziel beließ Growe daher bei sehr optimistischen 71 Euro.
Die Experten der US-Investmentbank Merrill Lynch sind da mit
einem Kursziel in Höhe von 40 Euro schon deutlich vorsichtiger.
Dennoch sehen auch sie in dem heftigen Kursrutsch eine Übertreibung.
Die Herausforderungen seien im Kurs nun mehr als deutlich
berücksichtigt, so die Bank. Insgesamt raten trotz der schlechten
Nachrichten immer noch 31 Analysten zum Kauf der Aktie. Sieben
würden das Papier halten. Zum Verkauf der Aktie rät noch keiner.
Trotz aller Schwierigkeiten könnte die Osram-Aktie nun also auch
eine günstige Einstiegsgelegenheit bieten. Einige Anleger nutzten
diese bereits am Freitag, womit das Papier mit einem Kursanstieg
von zehn Prozent rund die Hälfte seiner Vortages-Verluste wieder
wettmachte. Zunächst dürfte es sich hier aber wohl nur um eine
kurzfristige Gegenreaktion handeln. Spannend werden nun die
kommenden Wochen. Oliver Götz
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