AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Tempo kann das chinesische Wirtschaftswachstum nicht ewig anhalten,
eine gewisse Verlangsamung ist unvermeidlich.
Die Bauinvestitionen könnten bei nachlassenden Immobilienverkäufen
und restriktiveren Finanzierungsbedingungen für die Entwickler
zurückgehen. In der Folge würden auch die Infrastrukturinvestitionen
abnehmen. Zudem dürfte eine Verschärfung der
regulatorischen Bestimmungen zur Förderung des Schuldenabbaus
einen Rückgang der Neukreditvergabe nach sich ziehen. Die Regierung
verfügt auf der anderen Seite über genügend Spielraum,
um einer vorschnellen Abkühlung der Konjunktur mit fiskalischen
Impulsen entgegenzuwirken. Die Wachstumsverlangsamung sollte
sich also in Grenzen halten.
Eine ähnliche Frage stellt sich auch im Euroraum. Die EZB kündigte
vor kurzem an, ihr Anleihekaufprogramm bis zum Jahresende
einzustellen. Diese Maßnahme könnte höhere Kreditkosten,
niedrigere Unternehmensinvestitionen und eine Wachstumsverlangsamung
zur Folge haben – und kommt zu einer Zeit, in der
Anleger aufgrund politischer Entwicklungen wie der Bildung einer
populistischen Regierung in Italien oder des Unionsstreits in
Deutschland ohnehin nervös sind. Das Verbrauchervertrauen und
das Geschäftsklima deuten allerdings darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum
auf einem soliden Niveau verharren wird.
Die politischen Bedenken sollten insgesamt im zweiten Halbjahr
2018 etwas abflauen. Doch die Volatilität wird wohl bleiben – vor
allem, weil die Zentralbanken ab September den Märkten Liquidität
entziehen werden. Anleger sollten sich nicht allzu sehr aus der Ruhe
bringen lassen und doch wachsam sein. Insgesamt ist es schwer,
globale Aktien zu diesem Zeitpunkt zu negativ einzuschätzen. Die
Weltwirtschaft ist dieses Jahr weiterhin auf dem besten Weg, mit
4,1 Prozent das stärkste Wachstum seit 2011 zu verzeichnen, die globalen
Unternehmensgewinne dürften sogar um 15 Prozent steigen.
Desinvestieren wäre unserer Meinung nach ein Fehler. Aufgrund
der Risiken in einzelnen Regionen ist globale Diversifikation jedoch
ein Muss. Hochzinsanleihen – vor allem auf Euro lautende – sollten
nur mit Vorsicht genossen werden. Stattdessen können sich Anlagen
empfehlen, die weniger mit Volatilität korrelieren, beispielsweise
Hedgefonds. Derzeit kann es auch nicht schaden, sich mit
10-jährigen US-Staatsanleihen abzusichern. Auch US-Aktien sollten
zunächst gehalten werden, da der Konjunkturaufschwung das
Wachstum der Unternehmensgewinne zunächst unterstützen sollte.
Mit der Beachtung von Anlagegrundsätzen wie Diversifikation,
stetige Neugewichtung und Agilität ist es möglich, sich gut auf das
nächste Halbjahr einzustellen. Häufig gleichen sich unterschiedliche
Faktoren momentan aus und deuten auf gleichbleibende Verhältnisse
hin. Alle Entwicklungen müssen allerdings vorsichtig
beobachtet und eingehend analysiert werden. In einigen Fällen
kann es auch zu unerwarteten Wendungen kommen. Für Anleger
bedeutet das, die Anzeichen rechtzeitig zu erkennen und ihr Portfolio
wenn nötig anzupassen.
29 BÖRSE am Sonntag · 26/18
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