Hebelpapiere für den Zinsanstieg
BÖRSE am Sonntag · 26/18
Kolumne
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Stefano Angioni
Derivate-Experte
bei der Société Générale
Mit Optionsscheinen können Anleger und Trader unmittelbar
am langfristigen Zinswachstum partizipieren
– auch ohne Umweg über den Bund-Future.
Der typische deutsche Sparer könnte neidisch werden: Während
10-jährige US-Anleihen jüngst erstmals seit 2011 wieder oberhalb der
Marke von 3,1 Prozent rentierten, bleiben die Renditen langlaufender
Bundesanleihen weiterhin auf niedrigem Niveau; der Zins für 10-jährige
Papiere liegt neuerlich unter 0,5 Prozent und damit sehr weit vom
US-Niveau entfernt. Dabei ist der langsame, aber kontinuierliche Anstieg
der US-Renditen vor allem auf die starke Konjunktur und die
Politik der US-Notenbank Federal Reserve zurückzuführen.
In Europa gibt es jetzt Anzeichen dafür, dass EZB-Chef Mario Draghi
das hiesige Anleihekaufprogramm im Herbst auslaufen lassen
und so graduell die geldpolitische Wende einleiten könnte. Sollte
sich das konjunkturelle Umfeld nicht deutlich eintrüben, könnte
schon wenige Quartale später eine zinspolitische Straffung beginnen,
wie EZB-Ratsmitglied Villeroy de Galhau kürzlich andeutete.
Sofern sich diese Andeutungen auf der nächsten Ratssitzung am 14.
Juni konkretisieren, sollten sich Bundesanleihen der Dynamik am
US-Rentenmarkt zumindest nicht mehr vollends entziehen können.
Für einen kurzfristigen oder zumindest moderaten Anstieg der
Renditen und eine entsprechende Kurskorrektur spricht zudem der
technische Faktor, dass der maßgebliche Bund-Future im Zuge der
Unsicherheiten der künftigen Politik Italiens zuletzt wieder über
der 100-Tage-Linie notiert. Ein bevorstehender Zinsanstieg und die
entsprechende Kurskorrektur lassen sich unter anderem mit Turbos
Short und Put-Optionsscheinen auf den Bund-Future überproportional
nutzen.
Eine andere maßgeschneiderte Variante sind Call-Optionsscheine
auf den 10-Jahres-CMS-Swapsatz. Sie eignen sich sowohl für
chancenorientierte Trader als auch für Anleger,
die sich das heutige Zinsniveau für eine
in der Zukunft geplante Kreditaufnahme
sichern wollen. Der zugrunde liegende
10-Jahres-CMS-Swapssatz (EUR) EURIBOR
ICE dürfte für viele Anleger zunächst
exotisch klingen. Schließlich war das Instrument
bis vor kurzem institutionellen Investoren
vorbehalten. Mit den sogenannten
Constant-Maturity-Swaps, bei dem ein längerfristiger
Zins gegen einen kurzfristigen
getauscht wird, sichern Banken beispielsweise
Zinsrisiken ab oder positionieren sich
aktiv hinsichtlich Zinserwartungen ohne
dafür ein Engagement an den Rentenmärkten
eingehen zu müssen.
Der 10-Jahres CMS bezieht sich somit nicht
auf Staatsanleihen, sondern auf einen der
liquidesten Finanzmärkte. Der täglich von
der Intercontinental Exchange in London
ermittelte und veröffentlichte Swapsatz
gilt als repräsentatives Barometer für den
von Banken veranschlagten langfristigen
Kapitalmarktzins.
Mit entsprechenden Call-Optionsscheinen
positionieren sich Anleger damit unmittelbar
für steigende langfristige Zinsen. Vorteilhaft
wirkt außerdem, dass anders als
etwa beim Bund-Future keine Rolleffekte
auftreten, die je nach Verlauf der Futures-
Kurve erheblichen Einfluss auf die Wertentwicklung
haben können.
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