AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
So bastelt
Volkswagen
am Mega-Comeback
Auf der IAA in Frankfurt präsentiert VW mit dem ID.3 seinen neuen „E-Volkswagen“ der breiten Masse.
Für den Konzern der Beginn einer neuen Ära, die ihn zum Weltmarktführer in Sachen E-Mobilität machen soll.
Kurze Zeit später holt ihn die Vergangenheit ein. Im Rahmen des Abgasskandals wird auch Konzernchef
Herbert Diess angeklagt. Die Wende aber könnte trotzdem gelingen.
Modern, klar und schnörkellos sollte es
werden und ist es geworden, das neue VWMarkenlogo.
Zwei- statt dreidimensional,
reduziert auf seine wesentlichsten Bestandteile.
Ein großes V, ein großes W. Dafür
darf es leuchten, auch am Fahrzeug. Zumindest
außerhalb Europas. Ob nun gelungen
oder nicht, darüber kann streiten,
wer mag. Entscheidend ist die Strategie dahinter.
Eine, die längst nicht mehr nur eine
des Marketings ist, vielmehr eine, die den
ganzen Konzern erfassen soll. Volkswagen
will Zukunft, probt die eigene Neuerfindung
im Eiltempo, bricht auf zu einer so
waghalsigen wie rasanten Fahrt ins digitale
Zeitalter. Will dabei aber vor allem eines
nicht mehr tun: die Bodenhaftung verlieren,
sich im eigenen Erfolg sonnen. In der
Ausgestaltung des überarbeiteten Logos
steckt schon jetzt vieles, das Volkswagen
so schnell wie möglich auf die Straße, in
die Köpfe seiner Kunden und Käufer sowie
ganz besonders in die eigenen bekommen will. Darunter vor allem
das Bild eines Konzerns, der nicht mehr altbacken, innovationsscheu
und konservativ daherkommt, sondern neugierig, zukunftsfreudig
und alternativ.
Gar nicht ins Bild passen mag da die Anklage der Staatsanwaltschaft
Braunschweig gegen Ex-Konzernchef Martin Winterkorn,
den Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Dieter Pötsch und vor allem
gegen den gegenwärtigen CEO Herbert Diess. Im Kern geht es
nach wie vor um die Frage, ob diese bewusst zu spät über Ausmaß
und Folgen des Abgasskandals informiert haben. Aus Wolfsburg
kam bislang vor allem Unverständnis. Anleger reagierten zunächst
besorgt, die Aktie fiel um 2 Prozent. Schlussendlich jedoch
kommt die Anklage nicht aus heiterem Himmel. Dass VW den
Abgasskandal noch nicht ausgestanden hat, das dürfte einem jeden
klar sein. Dementsprechend scheint auch wahrscheinlich, dass er
im Kurs der Aktie weitestgehend eingepreist ist.
Und schon gar nicht hindert der Sachverhalt Volkswagen daran,
weiter konsequent eine Zeitenwende einzuleiten. Eine, für die es
allerhöchste Zeit wird. Für die gesamte Automobilindustrie. Doch
ausgerechnet der Konzern, der vor ziemlich genau vier Jahren die
BÖRSE 20 am Sonntag · III | 2019