AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Gastbeitrag
Komplettlösungen im
Gesundheitswesen: Ändern sie die
bisherigen Geschäftsmodelle?
Es gibt mehrere neue Trends in der Medizin, die sehr häufig auch direkt miteinander in Verbindung stehen.
Neben der immer stärker werdenden Bedeutung der stratifizierten und zunehmend auch individualisierten
Medizin ist hier vor allem das Zusammenwachsen von Industriezweigen zu nennen, die in der Vergangenheit
voneinander unabhängige Geschäftsfelder bearbeitet haben.
Es geht um die „4 D’s“: Diagnosis,
Drug, Device, Data, oft noch durch ein
fünftes D ergänzt: Digitalisierung. Der
Patient von morgen möchte nicht länger
nur ein Arzneimittel, er oder sie möchte
eine individuelle Lösung für ein individuelles
Problem. Und das schließt eine
exakte Diagnose beispielsweise mittels
eines Kits, das passende Arzneimittel,
die richtige Applikationshilfe (fast alle
neuen Arzneimittel sind Biologicals, die
nicht oral gegeben werden können) und
den optimalen Algorithmus zwischen
Diagnose und Applikation ein. Insgesamt
also eine Rundumlösung für jeden
BÖRSE 32 am Sonntag · III | 2019
Patienten.
Ein gutes Beispiel hierfür ist der diabetische
Patient: Er braucht zunächst eine
korrekte Messung seines Blutzuckerspiegels
(Diagnosis), dann das richtige Arzneimittel,
oft Insulin (Drug), das mittels
einer Applikationshilfe, einem Pen oder einer Pumpe (Device),
in durch einen Algorithmus bestimmter exakt richtiger Dosis
(Data) verabreicht wird. Nimmt man hier noch die von Wearables
eingehenden Informationen dazu, die zusätzliche Daten
über physische Aktivitäten, Essgewohnheiten et cetera liefern
können, so hat man auch das fünfte D, die Digitalisierung, mit
eingeschlossen.
Man kann sich durchaus vorstellen, dass die hier beschriebenen
größtenteils außerhalb des Körpers durchgeführten Aktivitäten
des diabetischen Patienten in naher Zukunft im Rahmen der
großen Fortschritte in der Nanotechnologie zunehmend ins
Körperinnere transportiert werden. Wird beispielsweise ein implantierter
Sensor mit einer ebenfalls implantierten, von außen
mit Insulin nachfüllbaren Minipumpe kombiniert und ein exakter
Algorithmus zwischen gemessener Blutzuckerkonzentration
und auszuschüttendem Insulin programmiert, so ist man
bereits nahe an einer künstlichen Bauchspeicheldrüse.
Das Beispiel des diabetischen Patienten ist besonders eindrücklich,
allerdings sind die 4 D’s keineswegs nur auf Diabetes
beschränkt: Ähnliche Beispiele gibt es auch in der
Prof. Dr. Jochen
Maas
Geschäftsführer
Forschung &
Entwicklung von Sanofi
in Deutschland