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Die Gastbeitrag
Ist die VW-Aktie
ein Kauf?
„Volkswagen setzt mit einer beeindruckenden Wucht auf die Elektro
karte und drängt die Konkurrenz damit deutlich in den Hintergrund“,
sagt NordLB-Analyst Frank Schwope, erhöht sein Kursziel für die Volkswagen
Vorzugsaktie auf 175 Euro und bestätigt das Anlageurteil „Kaufen“.
Der Messeauftritt der Marke Volkswagen
auf der IAA 2019 ist durch die Elektromobilität
dominiert. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren
sind Mangelware. Volkswagen
nutzt die diesjährige IAA für die
Weltpremiere des ersten Elektroautos ID.3,
das auf dem modularen Elektrobaukasten
(MEB) des Volkswagen-Konzerns basiert.
Für den ID.3, der zu einem Startpreis
von knapp unter 30.000 Euro angeboten
wird, liegen bereits mehr als 30.000 Vorbestellungen
vor. Auch die Sportlimousine
Porsche Taycan, die allerdings nicht auf
dem MEB basiert, wurde bereits mehr als
30.000-mal geordert. Während der Auftritt
der Wolfsburger durch die Elektromobilität
dominiert wird, sind japanische und
französische Hersteller auf der IAA so gut
wie gar nicht vertreten. Die Messeauftritte
der meisten anderen Automobilhersteller
wirken gegenüber Volkswagen veraltet
beziehungsweise dem Verbrennungsmotor
verhaftet. Studien weiterer VW-Elektromodelle
unterstreichen die Tatsache, dass
Volkswagen weit stärker auf die Elektromobilität
setzt als andere Hersteller. Bereits
im nächsten Jahr beabsichtigt der Volkswagen-Konzern, weltweit
rund 500.000 batterie-elektrische Autos zu verkaufen, was einem
Anteil an den Gesamtverkäufen des Konzerns von circa 4 Prozent
entsprechen soll. Im Jahr 2025 soll der Anteil der Elektrofahrzeuge
dann bereits bei mehr als 20 Prozent beziehungsweise rund drei
Millionen Einheiten liegen.
Bald auf Augenhöhe mit Tesla?
Volkswagen setzt mit einer beeindruckenden Wucht auf die Elektrokarte
und drängt die Konkurrenz damit deutlich in den Hintergrund.
Allerdings gehen die Wolfsburger mit den dafür notwendigen
Milliardeninvestitionen auch ein Risiko ein, sollte sich
die Elektromobilität nicht so entwickeln wie geplant. Gelingt dem
Konzern im nächsten Jahr tatsächlich der Verkauf von 400.000 bis
500.000 Elektroautos, wäre der Durchbruch wohl geschafft, und
Volkswagen wäre von den Verkaufszahlen her auf Augenhöhe mit
Tesla, wenngleich die Wolfsburger deutlich günstigere Fahrzeuge
und diese möglicherweise sogar profitabel anböten. Durch die mit
Ford vereinbarte Kooperation, in deren Rahmen auch die Amerikaner
den modularen Elektrobaukasten nutzen, kann die Anzahl
der jährlich produzierten Fahrzeuge auf MEB-Basis in den nächsten
Jahren relativ schnell in den mittleren einstelligen Millionenbereich
steigen, sodass sich die Entwicklungskosten für den MEB deutlich
schneller amortisieren. Sollte Volkswagens Elektrostrategie aufgehen,
muss einem angst und bange um Fiat Chrysler und PSA werden,
die im Bereich der Elektromobilität deutlich hinterherhinken.
BÖRSE 24 am Sonntag · III | 2019
Frank Schwope
NORD/LB-Analyst
Frank Schwope