AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Was bedeutet die grüne Revolution
für die Finanzbranche?
„Sustainable Finance“ wird die Finanzbranche verändern. Die grüne
Geldanlage wächst vom Nischenprodukt zum Game Changer. Doch was
ändert sich konkret für Banken, Finanzinstitute und Vermögensverwalter?
Worauf sollte man sich einstellen?
Der spektakuläre Aufruf von 515 Großinvestoren
zum jüngsten UN-Klimagipfel hat
der Welt klargemacht: Klima- und Umweltschutz
ist ab sofort ein Megatrend der
Finanzbranche. Die Unterzeichner des Aufrufs
unter Führung der Allianz verwalten
Anlagen im Wert von rund 35 Billionen USDollar.
Die Ansage der „Investor Agenda“
ist unmissverständlich: Es müssen gewaltige
Summen umgelenkt werden in nachhaltiges
Wirtschaften. So weit, so gut. Doch was
heißt das nun konkret? Auf den Bankensektor
kommt die knifflige Aufgabe zu, die Finanzflüsse
so auszurichten, „dass sie im Einklang
stehen mit einem Entwicklungspfad
hin zu geringeren Emissionen von klimawirksamen
Gasen und einer gegenüber dem
Klima widerstandsfähigen Entwicklung“, so
fordert das Pariser Abkommen.
Anleger fragen sich: Wie grün ist
meine Bank?
Wie grün ist mein Investment, meine Bank
wirklich? Das fragen sich ab sofort sehr viele
Investoren. Im Fachjargon heißt „grün“ sein,
alle E(nvironment) S(ocial) G(overnance)-Kriterien
zu erfüllen. Die Nachhaltigkeitskriterien
orientieren sich aber nicht nur an der Verringerung
von Klimaschäden, sondern auch
an der Förderung von sozialer Teilhabe und
guter Unternehmensführung. Banken und Finanzdienstleister müssen
also umdenken, wenn sie zum Beispiel Fonds und Aktien empfehlen.
Es gilt nicht nur die beste Rendite, sondern auch, wie das Unternehmen
in Sachen Nachhaltigkeit abschneidet. Vernachlässigen Banken
Nachhaltigkeitsrisiken kann das für sie sogar existenziell schädlich
sein, denn Investitionen in veraltete Technologien, die etwa auf fossilen
Brennstoffen beruhen, können rasch obsolet werden. Die sogenannten
Stranded Assets könnten den Portfoliowert deutlich reduzieren.
Daher ist es im gemeinsamen Interesse der Regierungen und des
Finanzsektors, dass Sustainable Finance funktioniert. In Europa
sorgt dafür die EU-Kommission mit einem eigens ins Leben gerufenen
Aktionsplan. Seit 2016 arbeitet die High-Level Expert Group
on Sustainable Finance (HLEG) an verbindlichen Empfehlungen
und im Januar 2018 hat die Expertengruppe ihren Abschlussbericht
vorgelegt, der zahlreiche Maßnahmen zur Finanzierung von
nachhaltigem Wachstum enthält, nach denen sich der Finanzsektor
richten soll. Darin ist verankert, dass ökonomische Tätigkeiten als
umweltfreundlich beziehungsweise nachhaltig eingestuft werden,
sobald mindestens eines der sechs EU-Umweltziele verfolgt wird.
Diese lauten: Klimaschutz, Klimawandelanpassung, nachhaltige
Nutzung sowie Schutz des Wassers und der Meeresressourcen, Wandel
hin zu einer Kreislaufwirtschaft inklusive Abfallreduzierung und
Recycling, Vermeidung/ Verminderung von Umweltverschmutzung
sowie schließlich Schutz eines gesunden Ökosystems.
EU-Arbeitsgruppe arbeitet an Taxonomie und
Ökosiegel für Finanzprodukte
Der Finanzsektor sollte in den nächsten Monaten besonders aufmerksam
die Arbeit der EU-Experten verfolgen, schon ab 2020 wird
BÖRSE 40 am Sonntag · III | 2019
Frank Bormann,
Senior Manager und
Experte für Sustainable
Finance der WEPEX
Unternehmensberatung.
WEPEX zählt nach der
aktuellen Beraterstudie
von statista/brand eins
zu den besten Unternehmensberatungen
für
Banken in Deutschland.