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Krise mit Allradantrieb
Nein, es wird keine Massenarbeitslosigkeit
geben durch die Stellenkürzungen
in der Automobilindustrie.
Sagen Ökonomen, führende sogar.
Da mögen sie vorerst recht haben,
allerdings ist es von einem fast leergefegten
Arbeitsmarkt, wie bis unlängst
in Deutschland, zu einer von
Massenarbeitslosigkeit geprägten
Situation nicht nur ein Schritt, sondern
es sind sicher mehrere.
Die Weisen der Wirtschaftsforschung
zeigen auf das große Ganze, das gesamte
Bild sozusagen, und was sie da sehen, so
unisono Ifo-Institut und IfW Kiel, sind
neue Arbeitsplätze, die entstehen – nur
halt in anderen Branchen. Nun mag das
tröstlich sein, jedoch eher weniger für
einen Kraftfahrzeugmechaniker, der angesichts
der deutschen E-Mobil-Wende
nicht plötzlich zum Elektriker mutiert.
Die Autoindustrie hat in diesem Jahr
allein die Streichung von rund 50.000
Stellen verkündet. Man darf getrost davon
ausgehen, dass die reale Zahl viel
höher liegt, denn vor allem mittelgroße
und kleinere Zulieferbetriebe kommen
ungern mit Streichungsplänen um die Ecke – stattfinden wird
die Schrumpfung gleichwohl.
Während Große wie Audi schon einmal 9.500 Arbeitsplatzverluste
ankündigten, wollen andere, die eher nicht so noch unter Diesel-
Skandal-Auswirkungen leiden, im Wesentlichen umschichten, nicht
abbauen. BMW hat den Weg im Einklang mit dem Betriebsrat gewählt,
an den Erbhöfen zu rütteln und gewohnte Wohltaten einzuschränken.
Bisher etwa konnte ein Bandarbeiter bei den Münchenern
jährlich mit etwa 9.000 Euro Erfolgsprämie rechnen, die dürfte
in Zukunft deutlich geringer ausfallen. Fast gleichzeitig vermeldete
BMW dieser Tage aber auch neue Ufer in China, die es zu erreichen
gilt: Dort baut man zusammen mit den poetisch benannten „Great
Wall Motors“ die Elektroversion des Mini. Da werden die wenigsten
der vorgesehenen 3.000 Mitarbeiter aus Deutschland kommen
– wozu auch, die Produktion eines Elektromobils ist weitaus weniger
raffiniert als die eines herkömmlichen Verbrenners.
Es ist also, als würde sich die Autoindustrie unbremsbar, mit allen
Rädern auf Antrieb geschaltet, in eine neue Rolle begeben:
Schlanke Produktion, eines Tages dann auch ganz ohne Benzin
oder Dieselmotoren. BMW jedenfalls sieht sich hier auf
gutem und wohl auch lukrativen Weg. Während die künftige
Bedeutung der Branche insgesamt für die deutsche Industrie
noch längst nicht ausgemacht ist. Von der überragenden Position
dürfte jedoch auf diese Weise nicht viel übrigbleiben. Die Aktienkurse
der großen Hersteller haben dabei ihre gröbste Abstufung
wohl schon hinter sich. Wenn ein Autobauer wie Daimler
04 BÖRSE am Sonntag · 48/19
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