AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
mehr aufzuhalten sind. Von unseren Politikern können wir keinen
Wandel erwarten. Der Wandel kommt von den Bürgern. Wenn
wir Glück haben wie 1989 in Leipzig, wenn wir Pech haben wie
1789 in Paris. Es liegt an uns.
Sie prangern den „historischen Vertrauensverlust“ in
die Politik seit der Finanzkrise 2008 an. Damit sind Sie
nicht alleine. Was hätten Sie anders gemacht?
Den Menschen die Wahrheit gesagt und Fehler eingestanden. Bei
der Finanzkrise kann man sich an Island orientieren. Der Schutzschirm
wurde nicht über die Banken gespannt, sondern über die
Bürger und damit über die Demokratie. Die verantwortlichen
Banker und Politiker wurden sogar zur Rechenschaft gezogen.
Zudem würde ich das gescheiterte Währungsexperiment Euro beenden,
die EU reformieren oder austreten.
Alles in allem malen Sie ein ziemlich düsteres Szenario.
Kann man da überhaupt noch guten Gewissens
Geld aufs Bankkonto einzahlen?
Geld auf dem Konto macht heute keinen Sinn mehr. Erstens gehört
es nicht ihnen, sondern der Bank. Man ist lediglich Gläubiger
der Bank. Zweitens bringt es keine Zinsen, bald müssen
sie sogar noch dafür zahlen können aufgrund des SAG – Sanierungs
und Abwicklungsgesetz enteignet werden. Bei drohender
Insolvenz einer systemrelevanten Bank können Kundengelder
eingezogen werden oder in Aktien der Bank zu einem festgelegten
Nennwert umgewandelt werden und der Nennwert bis
auf 0 herabgesetzt werden. Ein Widerspruchsverfahren ist ausgeschlossen.
Selbst eine Klage hat keine aufschiebende Wirkung.
Es gelten alle Ansprüche des Aktionärs als „erfüllt“, und zwar
für immer. So steht es in Paragraph 99, Absatz 1 bis 3 des SAG.
Selbst wenn die Bank sich wieder erholt, gibt es kein Zurück.
Haften müssen im Ernstfall alle Privatkunden und Firmenkunden,
die Einlagen ab 100.000 Euro bei einer „systemrelevanten“
Bank führen. Betroffen sind: Sparbuch, Giroguthaben, Fest- und
Tagesgeld, Sparverträge, Namensschuldverschreibungen und vorübergehend
geparkte Liquidität auf dem Wertpapierdepot sowie
die Aktionäre der systemrelevanten Bank.
Bleiben Sachanlagen als Alternative?
Die Notenbanken können unendlich viel Geld, aber keinen einzigen
Hektar Land, keine Gold- oder Silbermünze und auch kein
Unternehmen drucken. Sowohl gegen das Währungsexperiment
Euro als auch gegen das historisch einmalige Notenbankexperiment
muss man Gegengewichte aufbauen. In Form von durch
Natur oder Mathematik limitierter Werte. Sachwerte können nie
wertlos werden und sind eine Lebensversicherung und Wertspeicher
gegen den Irrsinn der Notenbanken und der Politik.
10 BÖRSE am Sonntag · 03/20
Sie empfehlen unter anderem in
Whiskey zu investieren. Ist das
nicht eine etwas zu spekulative
Lebensversicherung?
Whisky hat immer 40 Prozent – komme
was wolle. Nein, Spaß beiseite. Whisky
als Beimischung macht durchaus Sinn.
Whisky war mit das erfolgreichste Investment
der letzten zehn Jahre und ist hochliquide
in beiderlei Hinsicht.
Daneben sehen Sie auch in Bitcoin
eine Investment-Alternative. Das
lässt sich dem deutschen Sparer
wohl kaum als sichere Geldanlage
verkaufen.
Bitcoin ist das erste digitale, zensurfreie,
grenzenlose und rare Asset – limitiert
durch das Naturgesetz der Mathematik.
Schon 2013 haben wir in der Honorarberatung
Bitcoin auf dem Schirm gehabt.
Wir sind immer noch ganz am Anfang
und ich bin davon überzeugt, dass Bitcoin
in den 2020´ern alle positiv überraschen
wird. In der letzten Dekade war Bitcoin
das erfolgreichste Investment aller Zeiten.
Die nächste Währung wird Digital sein.
Ich gehe sogar von einer gedeckten digitalen
Währung aus. Allerdings sind die
staatlichen
Kryptowährungen mit Vorsicht
zu genießen.
Sie selbst haben einen Fonds
aufgelegt, in dessen Rahmen Sie
auch Aktien halten. Ist das nicht
gefährlich, angesichts Ihrer eigenen
Vorhersagen?
Aktien gehören in jedes gut diversifizierte
Portfolio hinzu. Aktien sind Sachwerte
und sind somit unabdingbar für den Vermögensaufbau.
Aktien können in einer
Krise erheblich schwanken, allerdings bei
der richtigen Auswahl in substanzstarke
und antizyklische Werte, nie gänzlich
Ihren Wert verlieren. Aktien globaler
Konzerne, die weltweit Ihre Geschäfte
abwickeln, sind auch von der Währung,
in der sie notieren, relativ unabhängig.