LUDWIG-ERHARD-GIPFEL AKTIEN & MÄRKTE FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE
breiter Streuung überdurchschnittliche Rendite“. Gerade für
Privatanleger seien ETFs eine gute und weniger risikoreiche
Einstiegsmöglichkeit.
Überhaupt, setzte Möst an, sei es Zeit für eine Standortbestimmung.
„Seit zehn Jahren befinden wir uns im Umfeld negativer
Realzinsen, Inflationsraten fressen auf, was Zinseinnahmen
bringen“, sagte er. Manch einer spreche von schleichender Enteignung.
„Wir sehen eine Flucht aus Geldvermögen, hin zu Sachvermögen“,
so Möst weiter. Auch in Deutschland. „Immer mehr
Leute interessieren sich und legen in Aktien an“, widerspricht er
der einhelligen Meinung, dies wäre nicht der Fall. „Wir sind auf
gutem Wege, eine gute Anlegergesellschaft zu werden.“
Dies wiederum wollte Blackrock-Volkswirt Lück nicht so stehen
lassen. Er begleite den Optimismus nicht, dass „wir in Deutschland
zu einer reiferen Anlegergesellschaft werden“, sagte er. Die
Deutschen Sparer seien nach wie vor viel zu miesepetrig und sie
sollten anstatt zu jammern ihr Investmentverhalten anpassen
und beispielsweise in Aktien investieren. „Die Zinsen“, so Lück
weiter, „werden auf Dekaden nicht wieder dahingehen, wo sie
vor der Krise waren. Wichtig zu betonen war ihm dabei, dass
die Notenbanken deshalb nicht den Sparer enteignen würden,
wie gern behauptet werde. „Das ist Quatsch“, sagte Lück. „Wir
haben schlicht ein ungesundes Verhältnis zwischen Erspartem
und Investitionen, ein Überangebot an Kapital und zu wenig
Nachfrage nach selbigem. „Das drückt den Zins“.
Fakt aber sei, dass die Notenbanken heute anders steuerten
als früher, sagte M.M.Warburg-Volkswirt Klude. Deshalb,
macht er Anlegern Hoffnung, glaube er auch daran, dass „der
Aufschwung noch ein bisschen mehr Kraft hat, als man ihm
zutraut“. Und empfahl: „Wenn Sie eine langfristige Anlagestrategie
haben, halten Sie diese durch“. Wenn es dann doch
mal runter ginge, könne man dies nutzen, um seine Positionen
aufzufüllen.
Dass es runter geht, und zwar bis hin zum „größten Crash aller
Zeiten“, davon ist Finanzexperte und Autor Marc Friedrich
überzeugt. Im Moment versuchten sich Politik und Währungshüter
Zeit zu erkaufen, auf Kosten der Sparer und des Systems.
„Auf den Boom folgt die Rezession“, so Friedrich. Das sei nun
auch der Fall. „Global lässt das Wachstum nach.“ Doch die
Rezession ließe man diesmal nicht zu, da „man weiß, dass sie
den Euro aufs Glatteis bringt und viele Banken sowie Zombieunternehmen
17 BÖRSE am Sonntag · 03/20
gefährdet“.
„Es gibt Fundamentaldaten, die zeigen, dass es Probleme gibt,
genauso aber solche, die zeigen, es geht noch eine Weile nach
oben“, entgegnete Stars von der Deutschen Börse. Mit Blick
auf die Börse sei klar, dass es „Auf und Abs“ gebe. Wichtig
sei aufzuzeigen, dass es eine breite Streuung braucht und einen
langfristigen Anlagehorizont, um sich zu positionieren.
„Geld auf dem Konto zu lassen“ jedenfalls, sagte Friedrich, sei
„zum absoluten Humbug“ geworden. Es gelte jetzt Vermögen
umzuschichten. „Das goldene Zeitalter der Sachwerte beginnt.“
Dazu gehörten auch Aktien. Und „so lange die Notenbanken
die Schleusen aufhalten, in Aktien reinzugehen“. Sparen könnte
damit endgültig zum Auslaufmodell avancieren. Oliver Götz