LUDWIG-ERHARD-GIPFEL AKTIEN & MÄRKTE FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE Wer oder was
treibt die Finanzmärkte
2019?
Es ist die zentrale Frage, die sich Anleger zu Beginn eines jeden neuen Jahres stellen und nach den
mindestens chaotischen Entwicklungen 2018 wohl erst recht: Wer oder was treibt die Finanzmärkte 2019?
Auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel suchte ein mit Blackrock-Deutschlandchef Dirk Schmitz, Hypo-Vereinsbank-
CIO Oliver Postler, M.M.Warburg-Chefvolkswirt Carsten Klude und dem Vorstandsvorsitzenden der
Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee Martin Mihalovits, hochkarätig besetztes Panel nach Antworten.
„Das war im vergangenen Jahr mehr Moll als Dur“, brachte Verleger
Wolfram Weimer, der auch das zweite Panel des Finance-Days
moderierte, die Finanzmarktgeschehnisse 2018 scherzhaft-bildlich
und ziemlich genau auf den Punkt. Und in diesem waren sich auch
alle Diskussionsteilnehmer einig. Genauso übrigens wie hinsichtlich
dessen, dass es an der Börse für Anleger auch 2019 schwierig
bleibt. „Mir ist die Gewinnerwartung am Markt immer noch zu
hoch“, warnte beispielsweise HypoVereinsbank-CIO Oliver Postler.
Die Schwankungsbreite 2018 sei ein Vorgeschmack gewesen,
eine erneute Konsolidierung im Laufe der ersten beiden Quartale
des neuen Jahres sei möglich, die Märkte befänden sich in einer
Spätphase des Zyklus, so der Experte weiter. M.M.Warburg-
Chefvolkswirt Carsten Klude glaubt darüber hinaus sogar an
eine baldige – wenn auch „moderate“ Rezession. Zwei Quartale
in Folge mit negativem Wachstum halte er für möglich, sagte der
Finanzmarktspezialist. Und auch Martin Mihalovits, Vorstandsvorsitzender
der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee glaubt an die
Möglichkeit weiterer Konsolidierungen, zumindest aber an eine
weiter hohe Volatilität.
Zu viel Unsicherheit von politischer Seite?
Aber woher kommt dieser so pessimistische Ausblick und wie sollten
Anleger nun reagieren, wie ihre Portfolios ausrichten? Oliver
Postler sieht vor allem „von politischer Seite zu viel Unsicherheit,
die eher noch zu- als abnehmen wird.“ Hinzu käme die vor allem
auf US-Seite eingeleitete „Rückführung der expansiven Geldpolitik.“
Die Liquiditätsschwemme habe in allen Anlageklassen die
Preise nach oben getrieben, womit es wenig verwundere, dass nun
das Gegenteil passiere, so Postler weiter. BlackRock-Deutschlandchef
Dirk Schmitz sagte: „Die größten Sorgen, die wir am Finanzmarkt
haben, kommen aus der Politik.“ Er bemängelte vor allem
viele aufgeschobene Probleme. „Für die Börsen ist die Unsicherheit
vor schlechten Entscheidungen problematischer als die schlechte
Entscheidung selbst“, sagte Schmitz. Darüber hinaus glaube er,
dass die politische Situation alles in allem nicht so schlimm sei, wie
es das Anlegerverhalten derzeit wiederspiegele, weshalb für langfristige
Investitionen mithilfe eines breit diversifizierten Portfolios
Aktien nach wie vor Sinn machten.
Deutsche Anleger bleiben Aktienfaul: Hälfte des Dax
in ausländischer Hand
Also trotz der jüngsten Korrekturen in Aktien bleiben? „Ja“, so
die einhellige Meinung der Panel-Experten. Oder – mit Blick auf
Deutschland – erst einmal in Aktien reingehen. Denn nach wie vor
scheut sich ein Großteil der Deutschen vor Investments an der Börse.
„70 bis 80 Prozent des Anlagevolumens unserer Kunden sind Sichteinlagen“,
sagte Martin Mihalovits. Und das trotz der Nullzinspolitik
und Inflationserwartungen von um die zwei Prozent bis Ende 2019.
14 BÖRSE am Sonntag · 02/19