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Rosenkrieg in
Virtuell-Amazonien
Amazon hat seinen Namen, weil jener
lange, unruhige Fluss in Südamerika eine
ganze Region prägt, vieles mit sich reißt,
wenn er mal über die Ufer tritt, und ansonsten
ein undurchdringliches Dickicht
nährt und erhält: Den Regenwald.
Welcher dieser Aspekte bei der Namenswahl
durch Jeff Bezos den Ausschlag gab
– eines kam sicher nicht vor: Privatkriege.
Amazon war und ist immer gut für die
Aufmischung etablierter Branchen. Das begann
im Kleinen mit Online-Buchversendern
und hörte bei Cloud-Diensten nicht
auf. Für die Börse ist alles wichtig, was mit
dem 800-Milliarden-Dollar-Unternehmen
vor sich geht, mithin neuerdings sogar die
Scheidung des Ehepaars Jeff und MacKenzie
Bezos. Keineswegs auf die Yellow Press
beschränkt, befassen sich seriöse Investoren
mit dem Vorgang. Denn einer der reichsten
Männer der Welt steht womöglich davor, im Scheidungsverfahren
seiner dann Ex-Gattin die Hälfte seines Vermögens abgeben
zu müssen, jedenfalls dann, wenn ein Richter im US-Bundesstaat
Washington das letzte Wort haben wird. Dort ist die Familie zu
Hause, die geschäftlichen Wertebringer aber befinden sich natürlich
in aller Welt. Für Juristen ein Eldorado des Neulands. Angesichts
des Vermögens, um das es geht, nämlich grob gerechnet
136 Milliarden Dollar, zum Großteil gebündelt im Amazon-Aktienbesitz
von 16 Prozent des Unternehmens, wird das Thema zum
Hingucker. Einzelne Investmentfirmen sehen das Verfahren als
Risiko und haben bereits verkauft. Andere US-Juristen mahnen
zu Gelassenheit: Es gebe derzeit keinen Hinweis darauf, dass die
Bezos-Gattin bei der hälftigen Teilung des Vermögens ihre Amazon
Anteile werde verkaufen wollen. Eine solche Transaktion wäre
schadfrei gar nicht möglich. Außerdem ist der Wert in letzter Zeit
geschrumpft: Die Technologie-Aktien haben keinen guten Lauf,
schon seit Monaten nicht. Sollte Frau Bezos einen nennenswerten
Teil der Amazon-Aktien erhalten, wäre sie wohl vermutlich mehr
an aktiver Einflussnahme, sprich einem Direktorenposten, interessiert
als an Flucht aus dem Investment. Eher eine Randnotiz blieb
da in der vergangenen Woche die Entscheidung des Bayerischen
04 BÖRSE am Sonntag · 02/19
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