AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Zalando ein
Übernahmekandidat?
Ein Start-Up-Gründer erwähnt gegenüber dem Handelsblatt, dass er den Online-Händler für
einen Übernahmekandidaten hält. Anleger reagieren begeistert, die Aktie startet durch. Innerhalb
von drei Handelstagen klettert ihr Kurs um fast 13 Prozent. In Relation zu dem fatalen
zweiten Halbjahr 2018 gleicht das aber nur dem berühmten Tropfen auf den heißen Stein. Und
ob es um eine Übernahme Zalandos wirklich ernst ist, darf als fraglich gelten.
Dass eine einzelne und womöglich einfach
mal so dahingeworfene Aussage eines
Start-Up-Gründers in einem Interview mit
dem Handelsblatt ausreicht, um den Kurs
der Zalando-Aktie zweistellig nach oben
schießen zu lassen, das dürfte einiges über
den Zustand aussagen, in dem sich der Onlinehändler
derzeit an der Börse befindet.
Ein unerwartet schwacher Sommer hatte
die Aktie gepaart mit einem schwachen
Marktumfeld und Konjunkturprognosen
in der zweiten Jahreshälfte 2018 regelrecht
lawinenartig einbrechen lassen. Ausgehend
von dem Ende Juli aufgestellten Rekordhoch
bei knapp 50 Euro ging es bis zum
Jahreswechsel um 45 Prozent talwärts,
ehe bei knapp 23 Euro und damit so tief
wie seit Anfang 2015 nicht mehr ein Boden
gefunden werden konnte und besagtes
Übernahmegerücht als fest umklammerter
Strohhalm für Befreiung sorgte.
Haltloses Gerücht oder realistische
28 BÖRSE am Sonntag · 02/19
Option?
Dabei erscheint fraglich, inwieweit ein
Unternehmen einen Online-Modehändler
zur Tochter haben will, der mit einer
Umsatzsteigerung von 11,7 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro im
dritten Quartal nicht nur langsamer wuchs als noch im Vorjahr,
sondern im Vergleich auch noch seinen Verlust von 11,1 auf 41,7
Millionen Euro fast vervierfachte. „Wir sind mit unserem finanziellen
Ergebnis im dritten Quartal ganz klar nicht zufrieden“, sagte
Finanzvorstand Rubin Ritter im Rahmen der Zahlenvorlage. Und
dieses dritte Quartal ist beileibe kein Einzelfall. Zalando ist de
facto und nach wie vor nicht in der Lage langfristig zufriedenstellend
stabile Gewinnmargen zu erwirtschaften. Immer wieder gibt
es Rückschläge. Und die Konkurrenz schläft nicht. Kaum auszudenken,
was los wäre, wenn Amazon beginnen würde ernst zu
machen und ins Bekleidungsgeschäft einstiege.
Alibaba ein Kandidat?
Aber wäre dafür dann nicht gerade Zalando ein geeignetes
Übernahmeschnäppchen? Mit Blick auf die Marktanteile beziehungsweise
die Aktionszonen von Zalando wäre dies wohl
einen Gedanken wert, vor allem für manch ein chinesisches
Online-Haus, schreiben die Experten von Lynxbroker. Marcel
Münch, so der Name des Start-Up-Gründers, der das Zalando-
Gerücht streute, brachte namentlich Krösus Alibaba ins Spiel,
für den die 25 Millionen Endkunden, auf die Zalando laut
Münch Zugriff hätten, einiges wert sein könnten. Aber: „Auf
ein reines Gedankenspiel einzusteigen ist gewagt. Übernahmephantasien
kommen immer wieder und in fast jeder Branche
auf, aber selten wird auch etwas daraus, das sich für die Anleger
lohnt“, so die Analysten weiter.