AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Der Begriff „Jahresendrally“ muss mit Blick
auf 2018 wohl neu definiert werden. Nimmt
man dieses künftig als Maßstab, darf man
nicht in den letzten Wochen, sondern nur
an den letzten Tagen des Jahres auf steigende
Kurse hoffen. Die sehr dynamische
Aufwärtsbewegung bei den US-Indizes
seit dem 26. Dezember ist bemerkenswert,
reichte aber dennoch nicht für positive
Vorzeichen bei der Jahresbilanz aus. Die
Verluste am US-Aktienmarkt waren aber
vergleichsweise gering. So hatte der S&P
500 mit einem Minus von 6,2 % zwar die
schlechteste Entwicklung seit dem „Crash-
Jahr“ 2008 verzeichnet, im Vergleich zu
Kursbarometern in anderen Teilen der
Börsenwelt hielten sich die Abgaben aber
in Grenzen. Die beste Performance bei den
US-Indizes erzielte 2018 der NASDAQ-100.
Hier war der Verlust mit rund 1 % am geringsten.
Deutlicher abgeben mussten dagegen
die kleinen Werte, wie an der Entwicklung
des Russell 2000 zu erkennen ist. Er
hatte 12,2 % verloren. Zu Beginn des neuen
Börsenjahres setzte sich die Erholung am
US-Aktienmarkt fort und es sieht sowohl
aus charttechnischer als auch aus markttechnischer
Sicht nach einer Entspannung
aus. Damit bestehen gute Chancen für eine
fortgesetzte Erholung, die allerdings durchaus
von Rücksetzern unterbrochen werden
könnte. Denn die zuletzt relativ hohe Aufwärtsdynamik
dürfte wohl nicht auf Dauer
zu halten sein.
Im Börsenjahr 2018 hat der deutsche Aktienmarkt
die schlechteste Bilanz seit dem
Krisenjahr 2008 erzielt, das nun immerhin
schon zehn Jahre her ist. Dazu ein Blick auf
den Composite DAX (CDAX), der alle an
der Frankfurter Wertpapierbörse im General
Standard und Prime Standard notierten
deutschen Aktien beinhaltet. Die Preisvariante
des Kursbarometern hatte 2018 einen
Verlust von mehr als 20 % verbucht. Beim
Performanceindex fällt das Minus wegen
der darin berücksichtigten Dividenden mit
18,1 % etwas geringer aus. Ähnlich hoch
war der Rückgang beim DAX. Er hatte
kurz vor Jahresende mit 10.279 Punkten
sein bisheriges Tief in der aktuellen Abwärtsbewegung
markiert und damit ein so
niedriges Niveau erreicht wie seit November
2016 nicht mehr. Zuletzt zeigte sich
jedoch eine Erholung, die den Index fast
wieder bis an die 11.000er-Marke geführt
hat. Innerhalb der Einzelwerte gehörten zu
Jahresbeginn die Aktien zu den Gewinnern,
die 2018 besonders stark verloren
hatten: Deutsche Bank, Bayer, Continental
und Covestro. Eine ähnliche Entwicklung
zeigt sich innerhalb der Sektoren. Der
DAXsector Banks startete besonders stark
ins neue Börsenjahr. Man darf gespannt
sein, ob sich der positive Trend fortsetzt.
Das gilt angesichts etlicher Risiken (z. B.:
Handelskriege, Abkühlung der Weltkonjunktur)
auch für den gesamten deutschen
Aktienmarkt.
Entspannung am
US-Aktienmarkt
Schlechteste Bilanz
seit 2008
USA
VSTOXX
normalisiert sich
Innerhalb der europäischen Börsenlandschaft
fällt beim Performancevergleich 2018
ein Index besonders auf: der VSTOXX.
Mit diesem Volatilitätsindex lässt sich die
Stimmung an den Aktienmärkten feststellen.
Zwar notierte er zum Jahresende deutlich
unter seinem im Januar markierten
Jahreshoch, in der zweiten Jahreshälfte ist
jedoch ein kontinuierlicher Aufwärtstrend
erkennbar. Das impliziert einen gestiegenen
Absicherungsbedarf bei den großen Marktteilnehmern,
also den Banken, Versicherungen
und sonstigen Finanzinstituten – was
wiederum nicht verwundert, angesichts der
rückläufigen Tendenz an den europäischen
Aktienmärkten im Allgemeinen und dem
EURO STOXX 50 im Speziellen. Außerdem
gibt es weiterhin einige Unsicherheitsfaktoren
wie einen „harter Brexit“, die Bankenkrise
in Italien sowie eine nachlassende
Konjunkturdynamik. Gleichwohl befindet
sich der VSTOXX aktuell weiterhin unter
seinem historischen Mittelwert, weshalb
nach dem Ausnahmejahr 2017 mit im
Durchschnitt besonders niedrigen Indexwerten,
2018 allenfalls von einer Normalisierung
gesprochen werden kann. Die Frage
ist, ob sich 2019 der Anstieg beim VSTOXX
fortsetzen oder vielleicht sogar beschleunigen
wird. Das dürfte maßgeblich davon
abhängen, wie sich der EURO STOXX 50
entwickelt. Zuletzt zeigte er zwar eine Erholung,
der übergeordnete Abwärtstrend ist
aber weiterhin intakt.
S&P 500 Stand 11.01.2019 DAX Stand 11.01.2019 VSTOXX Stand 11.01.2019
06 BÖRSE am Sonntag · 02/19
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