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Wäre das verantwortliche Investment ein Staat, käme
es nach Deutschland und Frankreich auf Rang drei der
größten Volkswirtschaften in der EU.
als dass ein Nachhaltigkeitsstempel allein eine
klare Aussage macht.
Hauptursache für das Wirrwarr sind die ESGKriterien,
die von vielen Banken und Finanzdienstleistern
benutzt werden, um Unternehmen
im Bereich der Nachhaltigkeit einzustufen.
ESG steht dabei für Environment, Social und
Governance. Das heißt: Unternehmen, in die
investiert wird, werden auf Kriterien, wie Umwelt
und Klimaschutz, Diversität und Gleichberechtigung
oder Nachhaltigkeit in der Unternehmensführung
untersucht. Was gut gedacht
ist, öffnet zahlreiche Schlupflöcher. So kann ein
Unternehmen mit einem hohen Frauenanteil in
Führungspositionen als nachhaltig eingestuft
werden, obwohl es gleichzeitig zu den größten
CO2-Erzeugern der Welt gehört. Dass das keine
bloße theoretische Möglichkeit ist, sondern
angewandte Praxis, zeigt unter anderem eine
Studie der NGOs Facing Finance und Urgewald.
Die beiden Organisationen haben die Zusammensetzung
von 2000 als grün deklarierten
Fonds untersucht. Das Ergebnis: 650 davon investieren
in Unternehmen, die im Vergleich sehr
viel CO2 verursachen. Teilweise finden sich sogar
Unternehmen, die mit Waffen handeln, in
den Fonds. "Ein Indiz, dass die Finanzindustrie
das Wort Nachhaltigkeit als reines Marketinginstrument
nutzt, um Produkte zu verkaufen",
lautet das Fazit von Thomas Küchenmeister von
Facing
Finance. Blättert man durch die Prospekte
der Fondsanbieter fallen einem schnell
selbst Unstimmigkeiten auf. Der „Deka-Nachhaltigkeit
Renten“-Fonds beispielsweise hält als
einen seiner Top-5-Werte Aktien von Galp Energia
SGPS, einem portugiesischen Energie-Unternehmen,
das weltweit im Gas- und Ölgeschäft
tätig ist. Im „Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix“
finden sich die Titel von Öl-Multi Total.
Wer nachhaltig anlegen will, muss also wissen,
welche Art von Nachhatigkeit ihm wichtiger
oder weniger wichtig ist.
Die Top Ten der Ausschlusskriterien in Deutschland 2020
(in Milliarden Euro)
1.
Menschenrechtsverletzungen
2.
Korruption und
Bestechung
3. Kohle
4.
Arbeitsrechtsverletzungen
5. Tabak
6. Umweltzerstörung
7. Pornografie
8.
Waffen und
Rüstung
9. Kernenergie
10. Glücksspiel
224,4
223,5
221,1
221,1
194,6
183,0
134,0
126,5
121,8
114,7