AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
beim US-Finanzinvestor Blackrock, sieht die wesentlichen Gründe
für den Absturz der Tech-Werte in der Warnung des Internationalen
Währungsfonds (IWF) vor erhöhten Risiken für die Finanzmärkte
und in den Spekulationen über Zinserhöhungen. „Investoren
sichern sich nun Kursgewinne“, meint Herrmann und ergänzt
darüber hinaus: „Fundamental stehen die Unternehmen solide da,
was auch das weiterhin überdurchschnittliche Weltwachstum widerspiegelt.“
Doch wie solide stehen Apple & Co. tatsächlich da?
Die Bewertungen vieler Technologiekonzerne begründen sich auf
Wachstumsversprechen, die gerade in unruhigen Zeiten zu einem
großen Problem werden können. Cashflows werden erst nach einigen
Monaten erwartet. Steigen also die Zinsen, müssen zukünftig
Gewinne höher diskontiert werden, was – wie auch bei Anleihen
mit langer Laufzeit – zu einer Neubewertung und Kursabschlägen
führt.
Alec Young vom Indexanbieter FTSE Russel führt den Kurssturz
des vergangenen Monats ebenfalls auf die Angst vor steigenden
Zinsen zurück. Diese hätten vor allem für den Streaming-Anbieter
Netflix gravierende Auswirkungen. Erst vor kurzem hat das Unternehmen
einen hochverzinsten Junk-Bond aufgelegt, um den
negativen Cashflow zu finanzieren. Der Grund: Filme, Serien und
Lizenzen müssen vorab finanziert werden, spielen aber erst über
Jahre Gewinne ein. Deshalb fließt netto mehr ab, als brutto reinkommt.
Laut Tuna Amobi von CFRA könnte das schnell zum
Problem werden: „Steigende Zinsen könnten Netflix zunehmend
anfällig für höhere Kapitalkosten machen“.
Jetzt, da sich der Börsenhimmel eingetrübt hat, möchten Anleger
Kursgewinne mitnehmen. Und das geht eben besonders gut
dort, wo die Gewinne am größten sind. „Technologieaktien sind
in den vergangenen Jahren einfach unglaublich gut gelaufen“,
sagt Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie der
Deka-Bank. Deshalb sei es nicht verwunderlich, dass gerade Tech-
Aktien in diesen Tagen verkauft werden.
Falsche Wachstumsfantasien
Doch liegt der Negativtrend ausschließlich
an externen Faktoren?
Wohl kaum.
Tech-Konzerne haben zwar überwiegend
solide Quartalszahlen vorgelegt,
aber gleichzeitig vorsichtige Wachstumsprognosen
für die kommenden Monate
ausgesprochen. So nennt Amazon ein
Umsatzwachstum, das nur noch halb
so groß ist wie am Anfang des Jahres -
nämlich 15 anstatt 30 Prozent. Auch
Facebook schwächelt: Während sich
Gewinn pro Aktie noch im Rahmen
der Börsenerwartungen bewegte, entwickeln
sich Umsätze und Nutzerzahlen
schlechter als prognostiziert, vor allem
in Europa. Tech-Gigant Apple knackte
zwar vor kurzem die 1-Billion-Dollar-
Marke, bleibt aber trotzdem unter den
Facebook Stand: 30.11.2018
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