AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
innerhalb der Eurozone – aussieht. Dieselbe Unsicherheit gilt für
die steuerliche Komponente. Deshalb sind wir nur noch in deutsche,
österreichische und luxemburgische Investmentvehikel investiert
und nicht mehr in solche, die in Großbritannien ansässig sind.
Die meisten Gesellschaften, deren Fonds noch in Großbritannien
beheimatet sind, haben parallel dazu SICAV-Fonds gegründet und
so ein Doppelangebot geschaffen, um den Brexit abzufedern. Hier
ändert sich lediglich die ISIN, somit ohne weitere Folgen für die
Anleger. Bei den Investments in Einzeltitel gibt es aufgrund des
Brexit keinen Handlungsdruck. Es wäre verkehrt, britische Aktientitel
39 BÖRSE am Sonntag · 14/19
oder Anleihen nicht mehr zu kaufen.
Neben den beschriebenen technischen Faktoren haben wir auch
Konsequenzen für die Asset Allokation gezogen: Wir sind nach
dem starken ersten Quartal 2019 auf der Aktienseite derzeit
neutral eingestellt, wobei wir mittelfristig optimistisch bleiben.
Europäische Aktientitel haben wir im Moment eher untergewichtet,
weil wir sehen, dass es neben dem Brexit auch andere
politische Unsicherheiten in Ländern wie Italien (Bugdetdebatte)
und Frankreich (Gelbwesten) gibt. Das alles drückt auf die Stimmung
und bremst die Konjunktur. Europa hat neben internationalen
Themen wie dem Handelsstreit zwischen USA und China,
der sicher auch auf Europa ausstrahlt, hausgemachte Probleme.
Die Konjunktur war zuletzt nicht so robust wie in den USA,
die aufgrund der Finanzspritzen aus der Steuerreform Trumps
von einem zusätzlichen Wachstumsschub
profitierten. Europa war deutlich empfindlicher
und auch in Bezug auf die Exportwirtschaft
abhängiger, was bestimmte
Länder oder Regionen betrifft. Gerade
die aktuelle Situation in Deutschland
zeigt, wie wichtig der Exportsektor für
die Wirtschaftsleistung ist. Deshalb sind
wir im Moment etwas vorsichtiger. Sicher
sind viele europäische Titel günstig, allerdings
war in den letzten Jahren auch die
Gewinnentwicklung der Unternehmen
deutlich schwächer als bei den US-amerikanischen
Pendants. Der Brexit ist nach
wie vor ein nicht unwesentlicher Marktfaktor,
wenngleich bei einer gütlichen
Lösung ein moderater positiver Impuls
zu einem Anstieg der Aktienkurse führen
sollte. Die nächsten Wochen werden
daher spannend bleiben. Investoren raten
wir gerade in einer solchen Konstellation
ruhig und ihrer Strategie treu zu bleiben.
Kurzfristige Timing-Aktivitäten schaden
in der Regel mehr als das Anlageergebnis
zu verbessern.
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