AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Coronavirus ist primär
kein Investment Case
Die Biotechbranche steht aufgrund der Pandemie plötzlich im Fokus als Entwickler von
Therapien und Impfstoffen zur Eindämmung des Coronavirus.
Die Coronavirus-Pandemie trifft auf eine Weltgemeinschaft
ohne historische Immunität. Flächendeckend angewendete diagnostische
Schnelltests sollen zum einen infizierte Personen
identifizieren. Zum anderen geht es darum, den Verlauf und die
Verbreitung des Virus besser zu verstehen und Informationen
auszuwerten, welcher Anteil der Bevölkerung eine erste Immunität
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Gastbeitrag
Dr. Daniel Koller
Head Investment
Management BB Biotech
BÖRSE am Sonntag · 17/20
aufgebaut hat.
Medikamente und Impfstoffe –
die Protagonisten
Gleichzeitig werden erste bestehende Medikamente für die Akutbehandlung
klinisch getestet. Bei den antiviralen Therapien interessieren
die Daten zu Remdesivir, einem Medikament von
Gilead Sciences, die in den nächsten Monaten publiziert werden.
Dabei geht es nicht um eine komplette Heilung, sondern um die
Reduktion der Virenlast und den damit einhergehenden milderen
Krankheitsverlauf.
Ein langfristiger Schutz kann nur mit einer aktiven Immunisierung
erreicht werden. Jedoch sind klassische Verfahren komplex
und langsam und eine Zulassung ist deshalb frühestens in 12 bis
18 Monaten zu erwarten. Einen anderen Ansatz verfolgt Moderna
mit seinem mRNA-basierten Impfstoff. Dieser zielt darauf
ab, gesunden Menschen mRNA zu injizieren, die ausgewählte
virale Proteine produziert und damit eine Immunantwort auf
diese Virenproteine erzielt.
BB Biotech ist bereits seit 2018 in Moderna
investiert und vom Erfolg der mRNATechnologieplattform
dieser Firma überzeugt.
Die Vielzahl der laufenden Projekte
gegen Covid-19 ist dagegen noch kein Anlass
für BB Biotech, auch in andere Firmen
zu investieren und damit auf kurzfristige
Markttrends aufzuspringen. Die Experten
von BB Biotech sind der Meinung, dass
zwar mögliche wichtige Lösungen in der
Entwicklung sind, aber davon ausgegangen
werden muss, dass viele Firmen mit
spezifischen Produkten gegen Covid-19
kaum nachhaltige Geschäftsmodelle betreiben
können. Vielmehr stellt es eine
Chance für die Medikamentenentwickler
dar, die öffentliche Meinung gegenüber
dem Sektor positiv zu beeinflussen und die
Produkte aufgrund des politischen und gesellschaftlichen
Drucks mehr oder weniger
zu Herstellungskosten zu verkaufen. Ziel
muss es sein, dass die biopharmazeutische
Industrie wieder verstärkt als Akteur wahrgenommen
wird, der wertvolle Lösungen
für medizinische Herausforderungen anbieten
kann.