AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
des Portfolioumbaus befürchten Anleger,
dass der Konzern die sehr ordentliche
Ausschüttung von 5,6 Prozent vorübergehend
kürzen könnte. Doch selbst dann
sollte sich die positive Entwicklung weiter
fortsetzen. Laut Unternehmensinformationen
soll der Cashflow von 2018 bis 2020
um rund 4,4 Milliarden Euro wachsen.
Analysten erwarten für das laufende Jahr
deshalb eine Gewinnsteigerung von acht
Prozent. Im vergangenen Monat wurden
die Shell-Papiere von fünf Analysten unter
die Lupe genommen – ein Experte empfiehlt
den Kauf, während vier Experten
Halte-Empfehlungen aussprechen. Der
Ölkonzern vollführe einen Drahtseilakt
zwischen Ausschüttungen an die Aktionäre
und Reinvestitionen der Gewinne,
meint Analyst Biraj Borkhataria. Einige
Anleger seien verunsichert, weil die großen
Übernahmen noch nicht in den Investitionsplänen
bis 2025 berücksichtigt
seien. Doch ohne weitere, teure Übernahmen wird dem Ölmulti
die grüne Wende nicht gelingen – so viel steht fest. Sinnvolle Investitionen
in Start-Ups seien der Schlüssel zu neuen Geschäftsfeldern,
hört man aus dem Umfeld des Konzerns. Doch fallen die
Margen im Stromgeschäft wesentlich geringer aus als auf dem
Markt der fossilen Brennstoffe. Nur wenn es Konzernchef van
Burden gelingt, Mitarbeiter und Anleger von der Notwendigkeit
eines Strategiewechsels zu überzeugen, um den langfristigen
Erfolg des Unternehmens zu sichern, hat das Thema nachhaltige
Stromerzeugung eine ernshafte Überlebenschance.
Das KGV liegt bei 12, die Eigenkapitalquote bei knapp über 50
Prozent. Kurzum: Royal Dutch Shell ist sehr stabil aufgestellt.
Der Konkurrent ExxonMobil will seinen Gewinn bis 2025 verdoppeln
– anders als Shell aber nicht zugunsten emissionsarmer
Energien. Der niederländisch-britische Konzern wird sein über
mehrere Jahrzehnte aufgebautes Kerngeschäft nicht aus den Augen
verlieren und gleichzeitig eine Neuausrichtung vorantreiben.
Ob Shell bis zum Geschäftsjahr 2030 der der größte Stromanbieter
der Welt sein wird, bleibt abzuwarten – sicher ist aber,
dass der Konzern die wandelnden Bedürfnisse einer modernen
Gesellschaft fokussiert. FS
28 BÖRSE am Sonntag · 27/19