AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Nach der Korrektur im Mai hatte sich der
US-Aktienmarkt im Juni wieder ordentlich
ins Zeug gelegt. Die Bullen übernahmen
das Ruder und es gab neue Rekorde. Dem
S&P 500 war es gelungen, kurzzeitig über
das „alte“ Allzeithoch von September 2018
bei 2.941 Punkten sowie über das Hoch von
Anfang Mai dieses Jahres bei 2.954 Zählern
zu klettern. Bei den US-Aktien scheint die
Aussicht auf eine wieder lockere Geldpolitik
für Rückenwind gesorgt zu haben. Wie
erwartet hatte die US-Notenbank (Fed) im
Juni noch nicht an der Zinsschraube gedreht.
In den Wochen zuvor hatten einige
Fed-Offizielle, darunter auch der oberste
„Währungshüter“ Jerome Powell, aber mögliche
Leihzinssenkungen ins Spiel gebracht,
um gegebenenfalls die US-Wirtschaft zu
unterstützen. Diese Haltung wurde in der
Juni-Sitzung bekräftigt. Aufgrund der Unsicherheiten
für die Konjunktur, beispielsweise
durch Handelskonflikte, will man
demnach die weitere Entwicklung genau
beobachten und wenn nötig „angemessen
handeln“. Für Juli hat der Markt seine Erwartungen
bezüglich einer Zinssenkung
jedoch heruntergeschraubt. Er geht nun erst
für September von einer Lockerung aus. Erwartet
wird eine Absenkung der Fed Funds
Rate von 2,00 bis 2,25 % auf 1,75 bis 2,00
%. Gleichzeitig preist der Markt derzeit
beim wichtigsten US-Leitzins eine weitere
Reduzierung um 25 Basispunkte bis zum
Jahresende ein.
Die deutschen Aktienindizes hatten seit
ihren Korrekturtiefs von Anfang Juni
Stärke gezeigt und kräftige Erholungen
ausgebildet. Der DAX eroberte damit seine
12.000er-Marke zurück. Die Investoren
scheinen wieder zuversichtlicher gestimmt.
Ein Grund könnte die Erwartung einer
noch lockeren Geldpolitik in der Eurozone
sein. Aufgrund der zunehmenden konjunkturellen
Risiken hatte die Europäische
Zentralbank (EZB) entsprechende Signale
gesendet. Die konjunkturellen Risiken
scheinen sich zudem zunehmend in der
Stimmungslage der deutschen Unternehmen
zu manifestieren. Der ifo Geschäftsklimaindex
hatte sich im Juni erneut und
damit zum dritten Mal hintereinander
verschlechtert. Gleichzeitig war der wichtigste
heimische Frühindikator auf den
tiefsten Stand seit November 2014 gefallen.
„Die deutsche Konjunktur flaut weiter
ab“, kommentierte ifo-Präsident Clemens
Fuest die Umfrageergebnisse. Die Firmen
bewerteten vor allem die Aussichten für die
nächsten sechs Monate schlechter. Bei der
aktuellen Lage gab es dagegen eine leichte
Verbesserung. Im Juni am deutschen Aktienmarkt
bei den Sektoren besonders
gefragt waren Pharma, Chemie und Software.
Unter Druck standen dagegen die
Finanzdienstleister, insbesondere die Immobilienwerte
mit Schwerpunkt Wohnungen.
Hier belasten die Diskussionen über
„Mietdeckel“ und Enteignungen.
S&P 500
mit neuen Rekorden
Schlechte Stimmung
bei den deutschen Firmen
USA
EZB
auf Lockerungskurs
Die Europäische Zentralbank (EZB)
macht Ernst: Wegen der sich verschärfenden
Konjunkturflaute sowie der aus ihrer
Sicht nicht in die Pötte kommenden Inflation,
kann sie wieder eine weitere Lockerung
der Geldpolitik argumentieren. Ein
Schelm, wer Böses dabei denkt. Denn die
sich abzeichnende wirtschaftliche Abkühlung
dürfte den „Währungshütern“ in die
Karten spielen, um das stetig wachsende
Pulverfass am Explodieren zu hindern, das
sich aus einem maroden Bankensystem
in der Eurozone mit wachsenden faulen
Krediten nährt. Zwar wird mit einer weiteren
Lockerung der Geldpolitik weiterhin
an der Geschäftsgrundlage der Banken
gesägt, dass scheint aber offenbar als kleineres
Übel angesehen zu werden. An den
Finanzmärkten wird nun bereits über eine
Senkung der Leitzinsen im Juli spekuliert,
was wohl mit zur positiven Performance
des EURO STOXX 50 im Juni beitrug.
Im Gegensatz zur angedeuteten Lockerung
der Geldpolitik in der Eurozone, ist
die Zentralbank Norwegens weiterhin auf
Straffungskurs. Nach einer Anhebung des
wichtigsten Leitzinses (Policy Rate) im Jahr
2018, hatte sie in diesem Jahr bereits zweimal
an der Zinsschraube gedreht. Zuletzt
im Juni. Zugleich hatte die Norges Bank
für 2019 weitere Erhöhungen in Aussicht
gestellt. Für 2020 geht sie sogar von noch
schneller steigenden Anhebungen aus, als
bislang erwartet.
S&P 500 Stand 28.06.2019 DAX Stand 28.06.2019 EURO STOXX 50 Stand 28.06.2019
06 BÖRSE am Sonntag · 27/19
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